In vielen Ländern, z. B. Italien, Frankreich, Albanien und Österreich, sagt sie schon seit Jahren dem Schwarzhandel und der Steuerhinterziehung den Kampf an: die Bonpflicht – so jetzt auch in Deutschland.
Den Staat freut‘s – schließlich werden ohne Kassengesetz jährlich mindestens zehn Milliarden Euro hinterzogen, schätzt der Bundesrechnungshof. Ehrliche Gastronomen, Frisöre, Taxifahrer, Einzelhändler und Co. aber ärgern sich: Besonders Kleinunternehmer befürchten durch die Bonpflicht eine zusätzliche (finanzielle) Belastung.
Dabei ist zumindest der Ausdruck des Kassenzettels aus Umweltschutzgründen gesetzlich keine Pflicht. Stattdessen soll der Kunde seinen Kaufnachweis auch digital per E-Mail, Kundenkonto oder NFC-Schnittstelle am Smartphone empfangen können. Was einfach klingt, birgt aber auch Tücken.
Digitaler Kassenbon bei bargeldlosem Zahlen: schnell und günstig
Bei bargeldlosen Bezahlverfahren – ob mit Kreditkarte, Girocard, PayPal oder einem Mobile-Pay-Dienst – ist die Umsetzung eines elektronischen Kassenzettels als Alternative zur neuen Kassenbon-Pflicht am einfachsten: Statt einen Bon zu drucken, muss das Kassensystem den elektronischen Kaufbeleg nur automatisch an das genutzte Zahlungsmittel senden.
Besonders bei Kleinbeträgen, die keine PIN-Eingabe benötigen, (er-)spart diese Methode den Händlern das Ausdrucken von Kassenbons, die vermutlich ohnehin im Papierkorb landen würden. Kunden sparen außerdem Zeit beim bargeldlosen Bezahlen und müssen nicht länger auf den Kassenzettel warten.
Was manchen vielleicht attraktiv, modern oder sogar längst überfällig erscheint, ist für andere jedoch nicht praktikabel: Sie besitzen kein Smart Device oder möchten ihre privaten Daten nicht herausgeben – schließlich ist Barzahlung gerade in Deutschland aus Datenschutzgründen noch immer so beliebt.
Kassenbon-Pflicht „umgehen“ mit Apps: elektronische Kassenzettel auf dem Smartphone
Einen ähnlichen Ansatz, nämlich einen digitalen Kassenbon an das Smartphone des Kunden zu schicken, verfolgen Apps wie beispielsweise Admin. Die Anwendung arbeitet optional mit QR-Code oder NFC-Technologie.
Die Krux: Jeder Kunde müsste die App auf sein Gerät downloaden – eine eher unrealistische Voraussetzung. Hier bleibt KMUs nur, darauf zu hoffen, dass große Händler auf diese Technologie setzen und ihre Kundschaft mitziehen. Andererseits würde der Einstieg großer Player das Risiko vergrößern, dass sensible Nutzerdaten gesammelt und zusammengeführt werden.
Auch wenn der digitale Kassenbon manchen vielleicht attraktiv, modern oder sogar längst überfällig erscheint, ist er für andere ein rotes Tuch – schließlich ist Barzahlung gerade aus Datenschutzgründen in Deutschland noch immer so beliebt.
Fazit: Sind digitale Kassenbons eine Alternative oder nicht?
Das Fazit zur Frage, ob digitale Kassenbons für KMUs eine praktikable Alternative zur seit Januar geltenden Pflicht darstellen, fällt ernüchternd aus: noch nicht.
Der Etablierung von Bon-Apps als neuem Kaufbeleg-Standard im Offline-Handel stehen derzeit noch einige Hürden im Weg: der Stand der Technik, Datenschutzbedenken, geringe Verbreitung und die niedrige Bereitschaft der Verbraucher.
Die Zusammenarbeit mit bereits etablierten Bezahldienstleistern erscheint da vielversprechender. Sie gibt Kunden und KMUs gleichermaßen mehr Planungssicherheit als neue Technologien, da sie auf der bestehenden Infrastruktur für bargeldlose Bezahlmöglichkeiten aufbaut. Diese gilt es in Deutschland weiter auszubauen, damit der digitale Kassenbon zu einer wirklichen Alternative zum herkömmlichen Papierzettel werden kann.
Allerdings dürfte dies nicht die datenschutzgetriebenen Bedenken der zahlreichen Bargeldfreunde aus dem Weg räumen.