Gleichstellung in Führungspositionen: Wettbewerbsvorteile für Unternehmen
In puncto Geschlechtergerechtigkeit hat sich in den letzten Jahren viel getan, doch 2020 ist die Führungsriege in vielen Unternehmen noch immer (fast) ausschließlich männlich besetzt – dabei ist die Gleichstellung von Frauen in der Führungsriege weit mehr als ein reines Imagethema. Der sogenannte Gender Diversity Index 2019 zeigt: Firmen mit Frauen im Management sind erfolgreicher.[1]
Die Studie untersucht zwar die größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands, doch das Erfolgsgeheimnis der Geschlechtergerechtigkeit sowie die daraus resultierenden Wettbewerbsvorteile gelten auch für KMUs:
- Viele moderne Führungskompetenzen und Soft Skills werden eher bei Frauen beobachtet. So zum Beispiel Inspiration, partizipative Entscheidungsfindung und Personalentwicklung. Gleichstellung in Führungspositionen verbessert daher auch die Führungsqualität.
- Frauen im Management haben einen positiven Einfluss auf die Unternehmenskultur. Diese wird als aufgeschlossener, offener und toleranter wahrgenommen. Das wiederum hat einen positiven Einfluss auf das Image und fördert zugleich die Zufriedenheit der Belegschaft und deren Bindung ans Unternehmen.
- Durch eine diversere Führungsriege steigt die sogenannte kollektive Intelligenz. Unterschiedliche Blickwinkel auf ein Thema wirken perspektiverweiternd, wodurch bessere Business-Entscheidungen getroffen werden können.
- Gleichstellungsorientierte Betriebe können bei einer öffentlichen Auftragsvergabe bevorzugt werden.
Es lohnt sich also auf mehr Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz zu setzen. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten, wenn Sie sich für mehr Geschlechtergleichheit in Ihrem Unternehmen einsetzen möchten.
Schritt 1 zur Gleichstellung: die Bestandsaufnahme
Um Gleichstellung im Unternehmen zu befördern, ist es wichtig, zunächst eine Bestandsaufnahme durchzuführen – denn nur wer potenzielle Problemfelder identifiziert, kann daraus zielführende Handlungsvorgaben ableiten. Wie setzt sich also Ihre Belegschaft derzeit zusammen? Bei der Analyse gilt es, Aspekte wie etwa Alter, Beschäftigungsform, Tätigkeitsfeld, Position sowie Entlohnung zu berücksichtigen. Folgende Fragen können Ihnen dabei behilflich sein:
- Wie ist derzeit die zahlenmäßige Verteilung der Geschlechter innerhalb Ihrer Belegschaft?
- Wie verhält es sich mit der Zuordnung zu gewissen Arbeitsbereichen und Positionen im Unternehmen?
- Auf welchen Positionen und in welchem Verhältnis wird in Teilzeit gearbeitet?
- In welchem Verhältnis wird das Angebot der Elternzeit genutzt?
5 einfache Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit in Ihrem Unternehmen
Sollten Sie durch Ihre Analyse Handlungsbedarf in Sachen Geschlechtergerechtigkeit aufgedeckt haben, finden Sie hier einige wertvolle Tipps.
Personal gleichstellungsorientiert und effektiv rekrutieren
Wenn es um Geschlechtergerechtigkeit geht, ist eines der ersten Handlungsfelder das Recruiting. Hinterfragen Sie hierbei kritisch, worauf Sie bei der Einstellung von Fachkräften bisher besonders geachtet haben und ob sich daraus womöglich ein Nachteil für Frauen ergab.
Ein Beispiel: Für Sie ist ausschlaggebend, ob die Bewerber:innen kurzfristig für kranke Kolleg:innen oder am Wochenende einspringen können? Da Frauen häufiger familiäre Aufgaben wie etwa die Angehörigenpflege übernehmen, werden sie durch solche Kriterien bei der Einstellung benachteiligt.
Dem können Sie beispielsweise entgegenwirken, indem Sie in Ihrem Unternehmen flexiblere Arbeitsangebote für alle etablieren. So verliert dieses, zu möglichen Nachteilen führende Entscheidungskriterium an Gewicht – darüber hinaus wirkt das Belohnen von Leistung und Einsatz attraktiver auf junge Leute.
Attraktive Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten schaffen
Ganz ähnlich sieht es bei der beliebten Frage nach der Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem aus: Dies ist keine rein weibliche Herausforderung und sollte in gleichstellungsorientierten Betrieben entsprechend nicht als solche behandelt werden. Stattdessen sollten Sie Ihren Mitarbeitenden zum Beispiel mit Homeoffice-Angeboten, familienfreundlichen Arbeitszeiten oder großzügigen Freistellungsregelungen bei Krankheit von Kindern entgegenkommen.
Indem Sie attraktive Arbeitsbedingungen für alle schaffen, können Sie die Gleichstellung am Arbeitsplatz und die allgemeine Mitarbeitendenzufriedenheit auf einmal befördern. Wichtig hierbei: Kommunizieren Sie, dass die Angebote gleichermaßen für alle Kolleg:innen und Positionen gelten und ermutigen Sie auch männliche Mitarbeitende, diese wahrzunehmen.
Indem Sie attraktive Arbeitsbedingungen für alle schaffen, können Sie die Gleichstellung am Arbeitsplatz und die allgemeine Mitarbeitendenzufriedenheit auf einmal befördern.
Gleichstellung heißt auch gleiches Gehalt
Im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit gilt bei der Entlohnung Ihrer Mitarbeitenden natürlich der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Bei Neueinstellungen sollten deshalb keine Geschlechterunterschiede bei den Gehaltsvereinbarungen gemacht werden – schließlich sagt das Verhandlungsgeschick im Bewerbungsprozess wenig über die spätere Leistung eines Mitarbeitenden aus.
Dieser Grundsatz sollte für alle Arbeitsvertragsmodelle gelten. Der Stundenlohn in einem Teilzeitarbeitsvertrag sollte zudem äquivalent zur Entlohnung eines Vollzeitarbeitsverhältnisses sein.
Gleichstellung bei Weiterbildungen für faire Aufstiegschancen
Weiterbildungen machen Ihre Mitarbeitenden und Ihr Unternehmen fit für die Zukunft. Mit innerbetrieblicher Personalentwicklung wirken Sie nicht nur dem Fachkräftemangel entgegen, sondern motivieren und binden auch Ihre Mitarbeitenden.
Um allen die gleiche Chance zur beruflichen Weiterentwicklung zu bieten, sollten gleichstellungsorientierte Unternehmen darauf achten, dass ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis bei Fortbildungsmaßnahmen herrscht. Hierbei sollten Sie Ihre Mitarbeitenden natürlich nicht zur Teilnahme zwingen, aber dafür Sorge tragen, dass
- Weiterbildungsmaßnahmen zeitlich so angelegt sind, dass diese auch von Personen mit Betreuungspflichten wahrgenommen werden können.
- Mitarbeitende, die Karenzzeiten in Anspruch nehmen, dieselben Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten in Ihrem Unternehmen haben wie alle anderen.
- regelmäßige Entwicklungsgespräche mit allen Mitarbeitenden geführt werden, um bestehenden Weiterbildungsbedarf für verschiedene Personalgruppen zu ermitteln.
Geschlechtergerechtigkeit – es gehört noch mehr dazu
Sich für Geschlechtergerechtigkeit am Arbeitsplatz einzusetzen, kann auch über innerbetriebliche Aspekte wie Recruiting und Personalentwicklung hinausgehen. Gleichstellung kann sich zum Beispiel auch in der Außenkommunikation Ihres Unternehmens niederschlagen, etwa durch die Vermeidung von Stereotypen in Ihrer Werbung.
Ein weiterer Aspekt gleichstellungsorientierter Firmenkultur kann sich in der Auswahl von Geschäftspartnern oder Lieferanten nach gewissen Unternehmenswerten zeigen. Sollte einer Ihrer Zulieferbetriebe beispielsweise sexistische Werbung schaltet, sendet es ein klares Signal an Ihre Mitarbeitenden und Talente von morgen, wenn Sie sich dagegen aussprechen und entsprechende Konsequenzen für die Zusammenarbeit mit diesem Betrieb ziehen.
Fazit: Gleichstellung am Arbeitsplatz nutzt allen
Unternehmen mit einer ausgewogeneren Geschlechterverteilung in der Führungsriege sind nicht nur erfolgreicher – die Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um für mehr Gleichstellung von Frauen in Ihrem Unternehmen zu sorgen, kommen am Ende allen Mitarbeitenden zugute. Hier noch einmal im Überblick:
- Flexiblere Arbeitsangebote sorgen für weniger Benachteiligung von Frauen beim Recruiting.
- Attraktive Arbeitsbedingungen erhöhen die Vereinbarkeit von Job und Privatleben für alle.
- Der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ belohnt und fördert Leistung.
- Gezielte Weiterbildungsmaßnahmen räumen den Mitarbeitenden ausgewogenere Aufstiegschancen ein.
- Das Thema Geschlechtergerechtigkeit geht über innerbetriebliche Aspekte hinaus.
[1] Boston Consulting Group (BCG) und Technische Universität München (TUM): Boarding Call: Wie Unternehmen mit Vielfalt den Sprung nach oben schaffen – BCG Gender Diversity Index Germany 2019.