Was genau ist Demetrication? Was Instagram und Co. jetzt vorhaben
Obwohl die Maßnahmen zur Demetrication erst in jüngerer Zeit von Social-Media-Unternehmen wie Facebook-Tochter Instagram und Twitter öffentlich diskutiert werden, ist die Idee nicht neu: Ben Grosser, ein Künstler, der sich nach eigenen Angaben mit den kulturellen, sozialen und politischen Auswirkungen von Software auseinandersetzt, entwickelte bereits 2012 seinen sogenannten Demetricator.
Das Browser-Plug-in blendet die öffentliche Anzeige von Kennzahlen wie Likes, Shares und Follower anderer Nutzerprofile auf Social-Media-Plattformen aus. So sollen User bei ihrem Medien-Konsum weniger durch solche Metriken, die Reichweite und Popularität indizieren, beeinflusst werden. Grossers Erfindung funktioniert allerdings nur bei Desktop-Benutzung.
Ein ähnliches Prinzip verfolgen jetzt eben große Social-Media-Konzerne selbst für ihre Plattformen – nicht zuletzt wegen der wachsenden öffentlichen Sensibilisierung für den (politischen) Einfluss von Influencern und für den Zusammenhang von Social-Media-Konsum und psychischen Erkrankungen. Erste Tests mit demetrizierten Feeds auf Instagram laufen bereits.
Das Geschäft mit den Likes – war’s das? 5 Lösungen, über die Sie nachdenken sollten
Wenn jedoch die Kennzahlen fehlen, wie sollen Sie dann zukünftig überprüfen, ob Ihre Kampagne erfolgreich war? Ob sich das Investment gelohnt hat? Ob der Influencer, mit dem Sie möglicherweise kooperiert haben, auch wirklich die versprochene Zielgruppengröße erreicht hat?
Nun ja, eines darf man beim Thema Demetrication nicht vergessen: Aus dem Back-end verschwinden die Metriken nicht. Und auch die Kennzahlen des eigenen Profils bzw. der eigenen Postings werden wohl weiterhin einsehbar bleiben. Deshalb erfordert das Ende der Likes zwar ein Umdenken, bedeutet aber nicht zwangsläufig das Ende des Social-Media-Marketings. Hier sind 5 Dinge, die Sie beherzigen sollten:
Influencer-Marketing: Qualität vor Quantität
Durch Demetrication fallen vor allem Messgrößen weg, die es Marketingverantwortlichen ermöglichen, analoge und digitale Anzeigenreichweite miteinander zu vergleichen, um den budgetären Rahmen für Werbeausgaben auf Social-Media zu bemessen.
Diesen Mechanismus sollten Sie ohnehin überdenken, denn die Reichweite eines Influencers allein sagt wenig über seinen Werbewert für Ihr Unternehmen aus – Zielgruppenrelevanz, Loyalität der Nutzerschaft und Multi-Channel-Präsenz können hingegen maßgebend sein. Demetrication könnte also die ideale Möglichkeit bieten, Qualität vor Quantität zu stellen.
Nach den Likes: Erfolg anders messbar machen
Die Anzahl von Herzchen- und Daumen-hoch-Emojis ist bei Weitem nicht die einzige Möglichkeit, den Erfolg einer Werbemaßnahme auf einer sozialen Plattform zu messen: Sogenannte Tracking-Links helfen dabei nachzuvollziehen, wie viele User durch ein bestimmtes Posting auf Ihre Website gelangt sind oder in einem Online-Shop ein Produkt Ihrer Firma erworben haben – ein guter Indikator dafür, wo Sie Ihr Marketingbudget sinnvoll investieren.
Statt also weiterhin auf den ohnehin fehlgeleiteten Schluss zu vertrauen, dass jeder Like eines Influencer-Fotos einer positiven Interaktion mit Ihrer Marke entspricht, können Sie durch das Verfolgen von Links den Erfolg anders messbar und dies zur Grundlage Ihrer Budgetverhandlungen machen.
Back to the Roots: Paid-Angebote auf Social Media werden attraktiver
Auch klassische bezahlte Werbeformate wie z. B. Anzeigenbanner könnten durch Demetrication attraktiver werden. Denn die Kennzahlen im Back-end sind genauso gut messbar wie eh und je. Funktionen wie Link-Tracking und -Analyse sind hier in der Regel bereits integriert und bieten Ihnen bei der Kampagnenauswertung einen großen Vorteil.
Gänzlich verschwinden werden die Kennzahlen durch Demetrication nicht. Deshalb erfordert das Ende der Likes zwar ein Umdenken, bedeutet aber nicht zwangsläufig das Ende des Social-Media-Marketings.
Mit kleinen Schritten zum Social-Media-Erfolg: Trial and success
Natürlich kann man sich bei der Auswahl des passenden Influencers weder rein auf die getrackten Daten noch auf das Bauchgefühl für die Qualität dessen Beiträge und Leads verlassen – die ideale Lösung liegt in einer demetrizierten Social-Media-Welt (wie auch im Real-Life so häufig) irgendwo in der Mitte.
Deshalb sollte jedes Unternehmen für sich herausfinden, was für seine Marke funktioniert. Um das zu testen und dabei nicht unnötig Geld zu verbrennen, empfiehlt es sich, mehrere kleinere Kampagnen auszurollen: mit kleinen Schritten zum Erfolg – frei nach dem Motto trial and success.
Selbst ist das Unternehmen: Bauen Sie Ihre eigene Community auf
Statt Ihre Markenbotschaften auf Instagram, YouTube, Twitter oder Facebook über Mittelsmänner, aka. Influencer, zu verbreiten und sich so abhängig zu machen, können Sie auch versuchen, eine eigene Community für Ihr Unternehmen aufzubauen. Im Falle einer globalen Demetrication hätten Sie Ihre wichtigsten Metriken dann trotzdem noch im Blick. Denn, wir erinnern uns, nur die Kennzahlen anderer Profile werden ausgeblendet.
Außerdem sparen Sie langfristig Geld, wenn Sie (zumindest ergänzend) auf eigene Social-Media-Kompetenzen setzen. Doch Vorsicht: Sie sollten nicht an Märchen glauben – berühmt auf Instagram und Co. werden nur die wenigsten über Nacht. Bleiben Sie also beharrlich, aktiv und benutzen Sie die richtigen Hashtags.
Fazit: So verändert Demetrication das Social-Media-Marketing
- Demetrication bedeutet, dass soziale Metriken (z. B. Likes oder Views) anderer Profile nicht länger öffentlich angezeigt werden.
- Da die Metriken nicht gänzlich verschwinden, bleiben sie Grundlage von Social-Media-Geschäftsmodellen.
- Andere Messmethoden, eine eigene Community und kleine Testkampagnen können Sie dennoch zum Werbeerfolg auf Instagram, YouTube, Twitter und Co. führen.
Letzten Endes können Sie in der Demetrication auch die Chance sehen, um mutig zu sein, um Neues auszuprobieren, um dem mit Werbung überhäuften User etwas anderes zu bieten und sich von der Konkurrenz abzuheben.