Krise als Chance: So werden aus Notsituationen smarte Geschäftsideen

Drei Frauen schauen gemeinsam auf ein Laptop auf einem großen Tisch mit zwei weiteren Laptops in einem modernen Büro.
Redaktion AMEXcited for Business
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Das japanische Wort für Krise – kiki – besteht aus zwei Wortteilen, dem für Gefahr und dem für Chance. Das zeigt: In der Krise sind Innovationen möglich, die nachhaltig Probleme lösen. Wir stellen drei Start-ups vor, denen das mit Bravour gelungen ist, und geben Tipps, wie dein Unternehmen aufgestellt sein sollte, um neue Geschäftsideen zu finden.
  1. In der Krise: Schnell und richtig reagieren
  2. Aus der Not geboren: Drei erfolgreiche Start-ups
  3. Chancen in Notlagen nutzen: Tipps für neue Geschäftsideen
  4. Resilient sein, um in der Krise Innovationen zu finden
  5. FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Alles Wichtige auf einen Blick

Krisen können Innovation antreiben: Wer Engpässe früh erkennt und gezielt löst, kann daraus neue Geschäftsmodelle entwickeln.
 
Beispiele: Netilion (Okeanos) warnt per KI vor Hochwasser in kleinen Gewässern, TeleClinic ermöglicht digitale Arztbesuche und Gjenge Makers produziert aus Plastikmüll robuste Baustoffe.
 
Erfolgsprinzipien: Problem klar definieren, mit Expertise schnell liefern, temporäre vs. strukturelle Nachfrage unterscheiden und dort starten, wo Budgets sind (Kommunen, Krankenkassen, Baugewerbe). So wird aus Gefahr eine Chance.

In der Krise: Schnell und richtig reagieren

Etablierte Unternehmen sind auf Stabilität optimiert. Sie arbeiten nach Jahresplänen, planen Fixkosten, haben komplexe Prozesse etabliert. In Krisen zählen jedoch Agilität und Entscheidungsgeschwindigkeit. Wenn Firmen schnelle Kurswechsel vollziehen, können sie Chancen erkennen, bevor der Markt sie sieht.

Eine Notsituation, also ein akuter Bedarf, macht Probleme deutlich sichtbar und beflügelt die Entwicklung passender Marktlösungen. Gleichzeitig sind Menschen eher bereit, Neues auszuprobieren. Häufig öffnen sich auch regulatorische Spielräume: Pilotprojekte oder Förderprogramme werden möglich.

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Aus der Not geboren: Drei erfolgreiche Start-ups

Drei Fallstudien aus Deutschland und Kenia zeigen: Es herrschten Hochwasser, Ärztemangel und Plastikmüllprobleme. Start-ups haben Lösungen mit messbarem Impact entwickelt, von KI-gestützter Wasserpegelprognose bis zu Recycling-Baustoffen. Diese Beispiele zeigen, wie in der Krise Innovationen entwickelt werden können.

Netilion: KI-gestütztes Frühwarnsystem für kleine Flüsse und Bäche

Seit den 2000er-Jahren häufen sich Hochwasserereignisse in Deutschland, teils mit dramatischen Folgen. Während größere Flüsse mit Frühwarnsystemen ausgestattet sind, gibt es für kleinere Flüsse und Bäche (sogenannte Gewässer dritter Ordnung) in der Regel kein Monitoring.

Ein Missstand, den Dr.-Ing. Henning Oppel (Hydrologie) und Dr.-Ing. Benjamin Mewes (Wasserwirtschaft) von der Ruhr-Universität Bochum beheben wollten. Sie entwickelten eine KI-Lösung für die Wasserwirtschaft, die Datenerfassung und Prognose kombiniert.

Die Gründung von Okeanos Smart Data Solutions erfolgte 2019. Von Nordrhein-Westfalen bis zum Südschwarzwald kommt das „Netilion Hochwasser Monitoring“ zum Einsatz und warnt mit einer Vorlaufzeit von 45 Minuten vor drohendem Hochwasser.

In neuen Einsatzgebieten wird die KI individuell trainiert, um die Hydrologie vor Ort kennenzulernen. Die Datenerfassung funktioniert über autarke Geräte, die keine Strom- und Internetanschlüsse benötigen. Diese Messtechnik wurde speziell für den strukturarmen Gewässerbereich entwickelt.

Eine Frau sitzt auf einem Sofa mit einem Laptop auf den Beinen und kommuniziert via Videobesprechung mit einem Arzt.

TeleClinic: Mit Online-Arztbesuchen gegen die medizinische Versorgungskrise

Schon heute fehlt es bundesweit an 5.000 Hausärzt:innen, bis 2035 sollen 11.000 allgemeinmedizinische Sitze unbesetzt bleiben. Besonders dramatisch ist die Lage auf dem Land. In einigen Regionen ist die medizinische Grundversorgung nicht mehr gesichert.

Damit Patient:innen trotzdem jederzeit und überall Zugang zu medizinischer Versorgung haben, gründete die Juristin Katharina Jünger 2015 das Start-up TeleClinic. Die Plattform ermöglicht Fernbehandlungen per Videosprechstunde, Krankschreibungen und Rezepte im digitalen Verfahren – ein Pionier der Telemedizin in Deutschland.

TeleClinic zeigt, wie aus einer Krise Innovation entstehen kann. Das Unternehmen treibt die Digitalisierung des Gesundheitssektors voran und hilft zugleich, die Folgen des Ärztemangels abzufedern. Mittlerweile bieten mehr als 5.000 Ärzt:innen ihre Dienste über das Münchner Portal an.

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Gjenge Makers: Baustoffe aus Plastikmüll

500 Jahre dauert es, ehe Plastik sich auf natürlichem Wege zersetzt. In der Zwischenzeit zerstört es Ökosysteme, gelangt als Mikroplastik in die Nahrungskette und schadet so letztendlich auch unmittelbar uns Menschen. Entwicklungsländer leiden häufig besonders unter den Folgen von Plastikmüll, da es an Infrastruktur fehlt, Wertstoffe zu recyclen.

In Nairobi, der Hauptstadt von Kenia, werden nur fünf Prozent der Wertstoffe recycelt. Inmitten dieser Müllkrise entwickelte die Materialingenieurin Nzambi Matee ein innovatives Verfahren, bei dem Plastikmüll in robuste, umweltfreundliche Pflaster- und Ziegelsteine umgewandelt wird.

Dafür wurde sie 2020 von den Vereinten Nationen mit dem Preis Young Champion of the Earth für Afrika ausgezeichnet. Bis 2024 hatte ihr Unternehmen Gjenge Makers 200 Tonnen Plastikmüll recycelt, die als Baumaterial gegen die Wohnungsnot eingesetzt werden. 600 Jobs wurden geschaffen und die Kreislaufwirtschaft nachhaltig in Kenia etabliert.

Aufsicht mehrerer Personen beim Brainstorming an einem Tisch mit Arbeitsmaterialien in einem Konferenzraum.

Chancen in Notlagen nutzen: Tipps für neue Geschäftsideen

Erfolgreiche Start-ups entstehen oft aus einem konkreten Engpass in der Krise. Netilion etwa konzentrierte sich auf den Zeitengpass bei Starkregen, TeleClinic auf den Zugangsengpass von Arztpraxen. Diese Fokussierung sorgt dafür, dass Produkte entstehen, die ein akutes Problem lösen. Meistens ist dann die Zahlungsbereitschaft entsprechend hoch.

Schnell, aber durchdacht handeln: Je akuter die Krise, desto wichtiger ist entschlossenes Handeln. Trotzdem sollte kein Produkt übereilt auf den Markt kommen. Teste gründlich, sichere Qualität – und wenn deine Lösung nur eine temporäre Nachfrage bedient, entwickle früh Ideen, wie du sie in ein nachhaltiges Geschäftsmodell überführen kannst.

Dorthin gehen, wo Budgets sind: Erfolgreiche Firmen wie Okeanos, TeleClinic und Gjenge Makers haben Produkte entwickelt, die für den öffentlichen Sektor relevant sind. Kommunen, Krankenkassen und das Baugewerbe sind stabile und zahlungskräftige Kunden.

Resilient sein, um in der Krise Innovationen zu finden

Krisen öffnen Fenster für Lösungen, die sofort gebraucht werden. Unternehmen, die in Notsituationen mit Fokus und Tempo Lösungen entwickeln und präsentieren, können wirtschaftlichen Nutzen und gesellschaftlichen Mehrwert liefern – und starke Gewinne machen.

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FAQ: Häufige Fragen und Antworten

Wie fördern Krisen Innovation in Unternehmen?
Krisen machen Engpässe sichtbar, erhöhen die Veränderungsbereitschaft und können regulatorische Fenster öffnen. Dadurch entstehen oft Lösungen, die akute Probleme beseitigen, einen gesellschaftlichen Mehrwert haben und langfristig erfolgreich sein können.
Warum sollte ich mich in der Krise auf ein Engpassproblem fokussieren?
Ein Engpass bündelt Bedarf, Budget und Aufmerksamkeit. Er hilft dir, Komplexität zu reduzieren und fokussiert an einer Lösung zu arbeiten.
Worin liegt der Unterschied zwischen temporären und strukturellen Krisenbedarfen?
Temporäre Bedarfe ebben mit der Ausnahmesituation ab. Strukturelle Bedarfe bleiben oder wachsen über Jahre, etwa der Ärztemangel oder die Müllbelastungen.

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