Leuchtendes Beispiel: In Unna gibt es das erste Museum für Lichtkunst

Zwei Museumsbesucher:innen in einem Raum, der pink beleuchtet ist
Nina Nestler
Nina Nestler
16 neonblaue Ziffern leuchten in der Dämmerung senkrecht auf einem 52 Meter hohen Industrieschornstein gen Himmel. Tagsüber kaum sichtbar, ziehen sie in der Dunkelheit schon von Weitem die Blicke auf sich. Aber auch die illuminierte Aufschrift „Mehr Licht“ über dem Eingang macht deutlich, worum sich hier alles dreht: In Unna steht das weltweit erste und einzige Museum für Lichtkunst, das mit wechselnden und dauerhaften Ausstellungen auch international für Aufmerksamkeit sorgt.
  1. In Unna geht ein Licht auf
  2. Mario Merz: Das besondere Raum-Zeit-Kontinuum
  3. James Turrell: Hier wird alles ins rechte Licht gerückt
  4. Mehr als ein Museum: Das Zentrum als Botschafter moderner Kunst
  5. Unna – die Kunstmetropole im Ruhrgebiet

In Unna geht ein Licht auf

In der alten, stillgelegten Lindenbrauerei konzentriert sich seit 2001 alles auf die noch recht junge Gattung der Lichtkunst. Nachdem die Räumlichkeiten zu einem Industriedenkmal strukturiert wurden, entschied sich die Stadt Unna dafür, sie der Lichtkunst zu widmen. Und so treffen auf dem ehemaligen Industriegelände zwei Welten aufeinander und erzeugen einen besonders spannungsvollen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft. Auf insgesamt 2.600 Quadratmetern präsentieren namhafte Künstler:innen unter und über Tage ihre leuchtenden Werke.

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Ein Industrieschornstein mit einer leuchtenden Zahlenreihe

Mario Merz: Das besondere Raum-Zeit-Kontinuum

Insgesamt haben zwölf Künstler:innen eine eigens für die Räumlichkeiten in der ehemaligen Brauerei konzipierte, dauerhafte Installation entworfen. So auch Mario Merz, der am Schornstein über den Kühlkellern Fibonaccis mythische Zahlenreihe angebracht hat. Seine im Dunkeln leuchtenden, handschriftlichen Ziffern sollen die Ausdehnung in Zeit und Raum verdeutlichen. Dabei hebt der Industriecharakter der alten Gemäuer nicht nur Merz’ Arbeit, sondern die Exponate aller Künstler:innen besonders hervor.

Ein orange-farbener lichtloser Raum

Der Besuch im Zentrum für Internationale Lichtkunst: Ein Überblick

  • Aktuelle Preise und Öffnungszeiten bitte der Website entnehmen.
  • Jede Führung wird von einem:r Kunstvermittler:in begleitet (auch private Führungen möglich).
  • Das Museum ist nicht vollständig barrierefrei. Es ist zwar auch über einen Aufzug zu erreichen, einige Installationen allerdings nur über Treppen.
  • Die Installation von Olafur Eliasson basiert auf Stroboskoplicht, was unter anderem zu Anfällen bei Epilepsie führen kann.

James Turrell: Hier wird alles ins rechte Licht gerückt

Highlight und inhaltlicher Fokus der Dauerausstellung ist das Werk von James Turrell. Der US-amerikanische Künstler zählt zu den bedeutendsten Vertreter:innen der Lichtkunst und ist mit gleich zwei Arbeiten im Lichtkunstzentrum vertreten. Der „Floater 99“ beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Räumlichkeit und Licht sowie der dadurch erzeugten Irritation. Der zu der Serie der sogenannten Skyspaces gehörende „Third Breath“ gleicht einer Camera Obscura: Hier dient eine burgähnlich angelegte Architektur als Dunkelkammer, die eine einzigartige Wahrnehmung von Licht möglich macht und den Himmel über Unna projiziert.

Künstler:innen mit dauerhaften Installationen sind: Mario Merz, James Turrell, Joseph Kosuth, Mischa Kuball, Rebecca Horn, Christina Kubisch, Keith Sonnier, Jan van Munster, François Morellet, Christian Boltanski, Brigitte Kowanz und Olafur Eliasson.

Ein Korridor flankiert von einem blauen Stroboskoplicht und Wasserfall

Mehr als ein Museum: Das Zentrum als Botschafter moderner Kunst

Das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna versteht sich selbst nicht nur als Museum, sondern auch als Kompetenzzentrum für das Thema. Immer wieder finden dort Wechselausstellungen, Diskussionen, Symposien, Tagungen und Workshops zum Thema Licht statt. Außerdem fördert und unterstützt das Zentrum Studierende und Nachwuchskünstler:innen, die diese Kunstgattung innovativ und kreativ weiterentwickeln und in den Räumlichkeiten der alten Brauerei die Möglichkeit haben, ihre Arbeiten zu präsentieren.

Ein alter rot beleuchteter Kellergang

Nerdpedia

Den Grundstein für die Lichtkunst legte wohl 1930 László Moholy-Nagy, ein bekannter Vertreter des Bauhauses, mit seiner Erfindung des „Licht-Raum-Modulators“: Ein elektronisch gesteuerter Apparat, der Linien und Formen projiziert und für die Theaterbeleuchtung gedacht war.

Unna – die Kunstmetropole im Ruhrgebiet

In vielerlei Hinsicht ist das Zentrum für Lichtkunst eine Besonderheit. Die stillgelegte Lindenbrauerei zählt zu den 27 Ankerpunkten der „Route der Industriekultur“ und ist somit Teil des industriekulturellen Erbes des Ruhrgebiets. Durch das Aufeinandertreffen der innovativen Kunstgattung auf die alten Kühlkeller, Gärbecken und labyrinthartigen Gänge entsteht eine fesselnde Interaktion, die Groß und Klein begeistert. Als erstes Museum seiner Art repräsentiert es die Kunststadt Unna zudem auch auf internationaler Ebene und lockt nicht nur Lichtkunstbegeisterte nach Nordrhein-Westfalen.

Weitere tolle Kunstmuseen gibt es beispielsweise auch in Leipzig und in Weil am Rhein.

Der Eingang des Zentrums für Internationale Lichtkunst

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