Alpine von Renault: Die dynamischen Ausreißer unter den braven Franzosen

Zwei blaue Autos in einer Halle
Redaktion AMEXcited
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Wie kommt eine eher biedere Marke wie Renault zu so aufregenden Sportwagen wie den Alpine-Modellen? Die Ursprünge der leichten Boliden liegen etwas weiter in der Vergangenheit – noch vor 1955, dem offiziellen Gründungsjahr der Marke. Denn ihre Geschichte beginnt fast ein Jahrzehnt früher, nämlich 1946. Damals ergriff der Sohn eines Renault-Händlers in Nordfrankreich eine einmalige Gelegenheit – und legte mutig und begeistert das Fundament für eine Automarke, die auch heute noch Sportwagenfans fasziniert.
  1. Die Anfänge: In der Werkstatt des Vaters
  2. Internationale Erfolge und die eigene Sportwagenschmiede
  3. Umbruch in den 1970ern: Renault steigt ein, Rédélé aus
  4. Nach 17 Jahren: Die Wiedergeburt im Jahr 2012
  5. Aktuelle und künftige Alpine-Modelle: Eine Vorschau
  6. Dynamische Franzosen und die Challenge „E-Antrieb“

Die Anfänge: In der Werkstatt des Vaters

Nur selten ist eine Sportwagenmarke so eng mit einer Einzelperson verbunden wie Alpine mit dem Markenschöpfer Jean Rédélé. Der Sohn eines Renault-Händlers in Dieppe (Normandie, Frankreich) war gerade erst 24, als er im Jahr 1946 die Führung des elterlichen Betriebs übernahm. Perfekte Bedingungen für den großen Rallye-Fan und Tüftler, um ein Serienauto der eher bodenständigen Marke für ein erstes Autorennen zu pimpen.

Den Anfang machte ein umgebauter Renault 4CV, mit dem er 1950 erstmals an der Rallye Monte Carlo teilnahm. Aufgrund des Schneefalls endete das Rennen für ihn und seinen Copiloten Marcel Delforge auf einem der hinteren Plätze, doch nur kurze Zeit später folgte der erste große Durchbruch bei der Rallye de Dieppe, also in heimischen Gefilden. Trotz viel leistungsstärkerer Konkurrenten setzte sich der leichte Rédélé-Renner durch.

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Internationale Erfolge und die eigene Sportwagenschmiede

Bereits 1951 gelang Rédélé bei der Rallye Monte Carlo der erste große internationale Erfolg: ein vierter Platz in seiner Fahrzeugklasse. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Wunsch, ein eigenes sportliches Automodell zu kreieren, längst Form angenommen. Er konkretisierte sich in mehreren Prototypen, einem selbst entwickelten Getriebe – und vier Jahre später durch die Gründung der Marke Alpine nebst eigenem Werk im heimischen Dieppe.

Das erste offizielle Modell der Marke, die ihren Namen Rédélés Sieg beim Alpenpokal 1954 verdankt, stand zum Zeitpunkt der offiziellen Gründung bereits parat: der Alpine A106, von dem bis 1960 etwa 250 Stück entstanden. Die Weiterentwicklung verlief fließend; immer wieder baute der Gründer Verbesserungen in die Serie ein. Im Jahr 1958 folgte der A108, den es in mehreren offenen und geschlossenen Versionen gab. Das wohl bekannteste Modell, der Alpine A110, wurde dann 1962 offiziell vorgestellt.

Der Alpine A110 ist das wohl legendärste Modell in der Geschichte von Alpine.

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Die Übernahme des Renault-Geschäfts seiner Eltern im Jahr 1946 machte Jean Rédélé zum damals jüngsten französischen Händler dieser Marke.

Umbruch in den 1970ern: Renault steigt ein, Rédélé aus

Auch den A110 bot Alpine mit verschiedenen Karosserieversionen und Motorisierungen an. Die Produktion lief von 1961 bis 1977, also über 15 Jahre. Ein Höhepunkt der motorsportlichen Erfolge war der Sieg bei der Rallye Monte Carlo 1971. Im gleichen Jahr kam der A310 auf den Markt, der in den ersten Jahren allerdings nur mit Vierzylindermotoren zu haben war und daher sportlicher aussah, als er tatsächlich war.

Erst die kraftvollen sechs Zylinder, die der A310 ab 1976 zu bieten hatte, nahmen es auch mit einem Porsche auf – das Modell erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 225 Kilometern pro Stunde. 1984 folgte der Nachfolger mit dem Alpine V6; ein Jahr später dann die 200 PS starke Turboversion, die noch einmal 25 Kilometer pro Stunde schneller war. Noch bis 1990 lief der Alpine V6 vom Band. Der 1991 vorgestellte A610 konnte dann nicht mehr an die Erfolge früherer Modelle anschließen, sodass 1995 die erste Alpine-Ära endete.

Zu diesem Zeitpunkt hatte längst Renault das Ruder in der Hand. Im Rahmen des gemeinsamen Motorsport-Engagements von Renault und Rédélé in den 1970ern hatte der Konzern die Entwicklung immer stärker beeinflusst. Bereits 1973 kaufte er sich ein, um auch eigenen Modellen wie dem Renault 5 ein bisschen mehr Sportlichkeit einzuhauchen. 1978, im Jahr des Siegs bei den 24 Stunden von Le Mans, übernahm Renault dann vollständig.

Unter der Führung von Renault nahm Alpine in den siebziger Jahren mit der A442 wieder an den 24 Stunden von Le Mans teil.

Nach 17 Jahren: Die Wiedergeburt im Jahr 2012

Das zweite Leben der Marke Alpine begann nach 17 Jahren Ruhephase: Renault entschloss sich, unter dem geschichtsträchtigen Namen wieder Sportwagen auf dem Markt zu bringen. Dafür trat der Konzern zunächst die Hälfte der Markenrechte an den Sportwagenhersteller Caterham Cars ab, um gemeinsam an dem Projekt zu arbeiten. Das trug zwar keine Früchte, doch das Begehr, wieder sportliche Autos mit dem Alpine-Logo im Grill zu verkaufen, ließ sich dadurch nicht bremsen.

Aus der bis heute tätigen Werkshalle in Dieppe rollte zunächst ein modifizierter Renault Clio, ehe im März 2017 die Neuauflage des legendären A110 der Öffentlichkeit auf dem Genfer Auto-Salon präsentiert wurde. Wie schon 55 Jahre zuvor beeindruckte er insbesondere durch sein Gewicht: Leer brachte der neue A110 nur etwa 1.100 Kilogramm auf die Waage – der damalige BMW M3 wog rund eine halbe Tonne mehr.

100 Jahre Rédélé: Sondermodell rasend schnell ausverkauft

Zum 100. Geburtstags des Firmengründers legte die Sportwagenschmiede Anfang Juni 2022 das auf 100 Fahrzeuge limitierte Sondermodell „A110 GT J. Rédélé“ auf. Nach gerade mal einer Woche hieß es auf der Alpine-Homepage „ausverkauft“. Schwarzes Leder, silberne Bremssättel, eine Zweifarbenlackierung im Farbton Gris Montebello, den Rédélé besonders schätzte, und das schwarze Dach sind die Markenzeichen der exklusiven Reihe, deren Einzelexemplare sich zweifellos binnen Kurzem zu begehrten Sammlerstücken entwickeln werden.

Der Alpine A110 überzeugt sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke mit seiner Agilität.

Aktuelle und künftige Alpine-Modelle: Eine Vorschau

Einen Alpine A110 gab es in den 1960ern, heute ist erneut ein gleichnamiges Fahrzeug auf dem Markt. Technisch gesehen haben die Modelle abgesehen von ihrer Sportlichkeit natürlich nichts gemein.

Knapp unter 60.000 Euro ruft Alpine für die Basisversion mit 252 PS auf, die den Flitzer in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Der GT kostet 10.000 Euro mehr, bringt aber einen Leistungsnachschlag auf 300 PS. Das stärkste Modell A 110S erreicht bis zu 275 Kilometer pro Stunde – und schlug im Sommer 2022 mit rund 70.000 Euro zu Buche.

So geht es weiter: Drei Modelle bis 2025

Wie einige Fachzeitschriften und Online-Magazine übereinstimmend berichten, laufen derzeit auf Hochtouren die Arbeiten an einem elektrischen Serienauto. Geplant ist ein Verkaufsstart im Jahr 2024; der mutmaßliche, aber bisher unbestätigte Name lautet Alpine A210. Das Modell wird mit etwa 3,90 Meter Länge knackig-kurz, hat voraussichtlich über 200 PS unter der Haube und ist einer der insgesamt drei im Sommer 2021 neu angekündigten Boliden.

Das zweite Modell in dieser Runde ist ein für 2025 geplanter, ebenfalls elektrisch angetriebener SUV, der vermutlich „GT X-Over“ heißen und mit bis zu 394 PS über die Piste rasen wird. Deutlich flacher und sportlicher als der SUV dürfte das gemeinsam mit der legendären Marke Lotus entwickelte dritte Modell ausfallen, das den aktuellen A110 ablösen soll.

Der Alpine A4810 by IED ist eine Studie für ein Supercar mit Wasserstoffantrieb.

Dynamische Franzosen und die Challenge „E-Antrieb“

Trotz langer Verwurzelung im Motorsport und legendärer Modelle ist der Renault Alpine ein Exot in der exklusiven Sportwagennische – aber ein überaus reizvoller: Mit niedrigem Gewicht und kompakter Bauweise setzen die Franzosen den Schwerpunkt auf Dynamik und Fahrvergnügen und lassen Konkurrenzmodelle wie Porsche oder Mercedes AMG fast wie Massenware erscheinen. Wir dürfen gespannt sein, ob diese Merkmale auch die kommenden Elektromodelle prägen – Akkus sind nun mal schwer, und gerade bei leichten Modellen fällt das im wahrsten Sinne des Wortes besonders ins Gewicht.

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