- Wie bewähren sich KI-Anwendungen in der Praxis?
- Wo liegen die Potenziale neuer Technologien und Modelle?
- Welche Trends und Entwicklungen sind entscheidend?
Wie bewähren sich KI-Anwendungen in der Praxis?
Schneller startklar: Wenn KI am Flughafen für Entlastung sorgt
09:32 Uhr am Flughafen Frankfurt. Flug LH 5929 aus Thessaloniki ist gelandet – 23 Minuten früher als geplant. Während der Airbus zur Position rollt, macht sich das Team am Boden bereit: Maschine einwinken, Stromversorgung, Be- und Entladen von Gepäck und Frachtgut, Auftanken, Catering, Reinigung, Frischwasserservice und natürlich das Ein- und Aussteigen der Passagiere, alles greift reibungslos ineinander.
Damit das nicht nur bei diesem Flug klappt, sondern rund 1000-mal am Tag, dafür sorgen am Drehkreuz FRA Disponent:innen mit langjähriger Erfahrung. Sie koordinieren die Logistik auf dem Rollfeld mit hunderten Mitarbeitenden verschiedenster Qualifikation und allerlei technischem Gerät – ein fordernder Job mit hohem Stresslevel.
Deshalb sollen die Disponent:innen jetzt Unterstützung von IDA bekommen, dem Intelligent Dispatching Agent, der auf Reinforcement Learning basiert. Um das System zu trainieren, wurde eine Simulation des Flugbetriebs angelegt. In dieser Umgebung kann IDA verschiedene Szenarien wieder und wieder durchspielen und so schrittweise lernen, welche Entscheidungen zum besten Ergebnis führen.
Ziel des KI-Einsatzes ist es, die Disponent:innen zu entlasten und mehr Zeit für die Kommunikation mit den verschiedenen Spezialist:innen auf dem Rollfeld zu schaffen. Gleichzeitig ist es ein wichtiges KI-Pilotprojekt für einen der wichtigsten Flughäfen Europas.
Was ist Reinforcement Learning?
Kameraüberwachung durch KI-gestützte Bilderkennung
Nur vier S-Bahn-Stationen vom Flughafen sind es bis zum Frankfurter Hauptbahnhof. Das umliegende Quartier ist als Ausgehviertel überregional bekannt, aber auch für die Polizei ist das Bahnhofsviertel ein Hotspot. Kameraüberwachung gehört hier längst zum vertrauten Instrumentarium.
Um die rund 50 Kameras rund um die Uhr im Blick zu behalten, setzt die Polizei jetzt auf KI-gestützte Bilderkennung. Das System hilft bereits, vermisste Personen ausfindig zu machen. Es können auch Waffen oder bedrohliche Situationen erkannt und an die Einsatzkräfte gemeldet werden. Die Möglichkeiten sind vielfältig und technisch ausgereift. Für erweiterte Funktionen muss jedoch erst noch der rechtliche Rahmen abgesteckt werden.
Neben sicherheitsrelevanten Anwendungen kann die KI-gestützte Kameraüberwachung auch zur Analyse von Service- und Verkaufsbereichen eingesetzt werden. Wann bilden sich Schlangen im Kassenbereich des Supermarkts? Werden im Restaurant alle Kunden wunschgemäß bedient? Braucht es in der Elektroabteilung des Baumarkts zusätzliches Beratungspersonal?
Für KI sind solche Überwachungsaufgaben inzwischen leicht zu erledigen, für Datenschutzbeauftragte, Betriebsrat und Legal-Abteilungen stellen sie jedoch eine umso größere Herausforderung dar.
Fazit
Wo liegen die Potenziale neuer Technologien und Modelle?
DolphinGemma: Mit Delfinen im Dialog
Während die Welt mit Spannung auf die von Apple für dieses Jahr angekündigte Dolmetschfunktion für die hauseigenen Ohrhörer wartet, vermeldet die Wissenschaft Fortschritte im Dialog mit einer anderen intelligenten Spezies: Delfinen.
Im Projekt „DolphinGemma“, initiiert von Google in Zusammenarbeit mit dem Georgia Institute of Technology und dem Wild Dolphin Project (WDP), setzen Wissenschaftler:innen KI ein, um zu entschlüsseln, wie Delfine kommunizieren. Dazu wurde ein speziell entwickeltes KI-Modell namens DolphinGemma mit unzähligen Stunden an Audio- und Videoaufnahmen von Atlantischen Fleckendelfinen trainiert.
Im charakteristischen Klicken, Pfeifen und „Quaken“ der Delfine soll das auf Googles „Gemini“ basierende System wiederkehrende Muster und Strukturen erkennen. Ziel ist es zunächst, die Bedeutung dieser Lautäußerungen zu verstehen.
In einem weiteren Schritt versuchen die Forscher:innen, direkt mit den Delfinen zu korrespondieren. Dafür stellen sie verschiedene Objekte zur Verfügung, mit denen die Delfine gerne spielen, und verknüpfen diese mit synthetisch erzeugten Delfinlauten.
Die „Antworten“ der Meeressäuger werden mit Hilfe von unterwassertauglich gemachten Smartphones aufgenommen und in Echtzeit analysiert. Nach und nach lässt sich so entschlüsseln, welche Spielobjekte die Delfine fordern, um möglichst unmittelbar interagieren zu können.
Fazit
Welche Trends und Entwicklungen sind entscheidend?
„Skill Flux Era“: Willkommen im Zeitalter der kreativen Generalist:innen!
Schon im letzten Zukunftsupdate konntest du lesen, dass KI eine Menge neuer Jobs entstehen lässt – und dass der zunehmende Umgang mit KI-gestützten Anwendungen neue Skills und Jobprofile erfordert. Welche genau? Das lässt sich im Detail kaum vorhersagen. Denn die Anforderungen können sich jederzeit ändern.
Wir sind daran gewöhnt, dass es einen klassischen Weg der Schul- und Berufsausbildung gibt, vom Allgemeinwissen bis zur spezifischen Qualifikation für einen Beruf, den die meisten Menschen über Jahrzehnte ausüben. Doch zu Beginn des KI-Zeitalters wird sich das radikal verändern. Der technische Wandel dürfte sich so beschleunigen, dass das heute Erlernte schon nach wenigen Jahren oder sogar innerhalb von Monaten nicht mehr benötigt wird. Wer einmal mit viel Mühe eine inzwischen ausgestorbene Programmiersprache gelernt hat, kann das sicher nachvollziehen.
Adapt, learn and unlearn: Die wertvollste Fähigkeit der nächsten zehn Jahre ist die Fähigkeit, sich anzupassen, indem man alte Gewohnheiten verlernt und neue erlernt.
Ian Beacraft, Chief Futurist der Strategieberatung Signal and Cipher, geht noch ein Stück weiter. In einem vielbeachteten Beitrag zur Technologiekonferenz SXSW 2025 hat er die Skill Flux Era ausgerufen, also grob übersetzt das Zeitalter sich permanent wandelnder Fähigkeiten. Aus Beacrafts Sicht kollidiert die Technologie von morgen aktuell noch mit den Denkmustern von gestern. Was es jetzt brauche, sei der Schritt von der Spezialisierung zu echtem interdisziplinärem Denken, und zwar ganz grundlegend. Es geht darum, Wissen als solches neu zu verstehen.
Entscheidende Kompetenz ist demnach, jederzeit schnell neue Fähigkeiten erlernen zu können. Und, genauso wichtig, die Bereitschaft, alte Gewohnheiten zu „entlernen“, also ein bisheriges Denkmuster über Bord zu werfen, wenn ein anderes besser ist.
Experten-Tipp