- Wie bewähren sich KI-Anwendungen in der Praxis?
- Wo liegen die Potenziale neuer Technologien und Modelle?
- Welche Trends und Entwicklungen sind entscheidend?
Wie bewähren sich KI-Anwendungen in der Praxis?
KI-gesteuerte Ampelphasen: grünes Licht für fließenden Verkehr
Millionen Autofahrer:innen stehen jeden Tag unnötig an roten Ampeln – das kostet Zeit, Benzin und belastet die Umwelt. Genau hier setzt das Google-Projekt Green Light an. Seit 2023 wertet das System in Echtzeit Verkehrsdaten von Google Maps aus, kombiniert sie mit KI-Modellen und schlägt auf dieser Basis optimierte Ampelschaltungen für stark befahrene Kreuzungen vor.
Erste Auswertungen sind vielversprechend: In den bislang beteiligten Städten ging die Wartezeit an Ampeln deutlich zurück, der Kraftstoffverbrauch sank, die Emissionen in den regulierten Bereichen reduzierten sich um bis zu zehn Prozent. Aktuell läuft Green Light bereits in 18 Städten auf vier Kontinenten – darunter Seattle, Bangalore und Hamburg.
Nun hat Google eine großflächige Ausweitung des Programms angekündigt. In Zukunft könnten durch den verstärkten Einsatz solcher KI-Systeme nicht nur Verkehrsflüsse verbessert, sondern auch Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden. Die Vision: ein intelligenter Verkehr, der mitdenkt – ganz ohne neue Infrastruktur.
Vibecoding: Programmieren im Klartext
Dass KI sauberen Code für Websites generieren kann, wird mittlerweile auch von erfahrenen Programmierern gerne genutzt – sei es, um Schreibarbeit zu sparen, repetitive Aufgaben zu automatisieren oder kleine Fehler im Programmtext zu finden. Doch was, wenn man sich mit HTML, CSS oder JavaScript überhaupt nicht auskennt und vorgefertigte Templates nicht dem Gewünschten entsprechen?
Hier setzt das Prinzip des sogenannten Vibecoding an. Man beschreibt eine gewünschte Website in allgemeinverständlichen Sätzen wie „Ich brauche eine Startseite mit großem Willkommensbild und Kontaktformular“. Entsprechende KI-Tools übersetzen diese Anweisungen dann in gültigen Webcode. Das funktioniert erstaunlich gut und senkt die Hürden für den Einstieg in die Welt des Webdesigns deutlich.
Für größere Projekte oder komplexe Websites ist allerdings Vorsicht geboten. Denn sobald Rückfragen nötig werden oder der Code mehrfach verändert werden muss, schleichen sich schnell Redundanzen oder Inkonsistenzen ein. Auch sicherheitsrelevante Aspekte sind nicht immer zuverlässig abgedeckt. Für Prototypen, interne Infoseiten oder Lernzwecke ist Vibecoding aber ein hilfreicher Ansatz.
Wo liegen die Potenziale neuer Technologien und Modelle?
KI-generierte Videos: Auftritt der Avatare
KI-generierte Avatare sind auf dem Vormarsch – und werden immer realistischer. In sozialen Netzwerken kursieren Videos, in denen Hollywoodstars scheinbar akzentfrei Deutsch sprechen, Babys philosophische Gedanken austauschen oder sich Firmenchefs in diversen Sprachen an ihre Kund:innen rund um die Welt wenden.
Hinter solchen Beispielen steckt ausgefeilte KI-Technologie, die Mimik, Sprache und Körpersprache täuschend echt simuliert und in Echtzeit synchronisiert. Was derzeit vor allem für Unterhaltung und virale Clips sorgt, wirft auch ernsthafte Fragen auf: Wie leicht lassen sich Bilder und Aussagen manipulieren? Und woran erkennen wir künftig noch, ob ein Video echt ist?
Gerade deshalb kann es sinnvoll sein, selbst mit diesen Tools zu experimentieren. Wer ihre Funktionsweise versteht, entwickelt ein besseres Gespür für die Grenzen – und Gefahren – dieser Technologie.
Spannende Anwendungsmöglichkeiten eröffnen sich im Businessbereich. So können Produkt- oder Schulungsvideos künftig mit wenigen Klicks an das jeweils gewünschte Land angepasst werden. KI-Avatare dienen damit nicht nur der Unterhaltung, sie können auch effizient Wissen vermitteln – rund um die Uhr und in jeder Sprache.
Aktive Unterstützung in der Forschung: KI entwickelt eigenständige Ansätze
Wie müssen Algorithmen definiert sein, um dem Forschungsauftrag so genau wie möglich zu entsprechen, Fehler zu vermeiden und das vorhandene Datenmaterial effizient auszuwerten? Für Wissenschaftler:innen nehmen solche Überlegungen viel Zeit in Anspruch.
Künftig werden sie dabei von KI-basierten Tools wie beispielsweise Alpha Evolve unterstützt. Denn die Software kann Daten nicht nur nach vorgegebenen Regeln auswerten, sondern passend zur Fragestellung auch eigene Ansätze entwickeln.
So kann die KI Mustern im Datenmaterial auf den Grund gehen und dadurch Zusammenhänge aufdecken, die die Forscher:innen auf neue Spuren bringen. Anwendungsgebiete sind zum Beispiel die Simulation von Molekülen oder die Auswertung gewaltiger Datenmengen in der Klimaforschung.
Welche Trends und Entwicklungen sind entscheidend?
Neue Spitzenposition bei der KI-Anwendung: Selbstfindung und Therapie
Die Harvard Business Review hat 2025 zum zweiten Mal untersucht, wofür Menschen generative KI am häufigsten nutzen – mit überraschenden Ergebnissen. Die meistgenannten Anwendungsbereiche sind nicht technischer oder geschäftlicher Natur, sondern eher emotional und persönlich.
An erster Stelle der häufigsten Anwendungen steht „Therapie/Begleitung“, also psychologische Unterstützung und emotionale Hilfe. Auf Platz zwei folgt „Mein Leben organisieren“ – die Strukturierung des Alltags. Platz drei belegt „Sinn finden“ – die Suche nach dem Lebenszweck.
Was bedeutet es, wenn sich immer mehr Menschen an KI wenden, um persönliche Fragen zu klären, Rat einzuholen oder einfach das Gefühl zu haben, verstanden zu werden? Angesichts langer Wartelisten für Therapien könnte das durchaus eine Entlastung darstellen.
Psycholog:innen warnen jedoch vor einem unkritischen Umgang: Obwohl die Antworten der KI-Bots oft einfühlsam erscheinen, spiegeln sie nicht selten wider, was der Mensch hören möchte. Für tiefergehende Probleme wie persönlichen Traumata und für fundierte medizinische Diagnosen sollten daher weiterhin Fachleute konsultiert werden.
Fazit
KI erreicht neue Bestmarken – typisch menschliche Stärken umso stärker gefragt
Der Artificial Intelligence Index Report, herausgegeben vom Stanford Institute for Human-Centered Artificial Intelligence (HAI), gehört zu den umfassendsten Studien zur Entwicklung der KI. Die aktuellste Ausgabe widmet sich unter anderem dem rasanten Fortschritt der Large-Language-Models und dem dramatischen Anstieg der Rechenleistung für KI-Modelle. Fazit: In vielen Bereichen werden menschliche Fähigkeiten von KI-Tools bereits heute erreicht oder sogar übertroffen.
Der Technologie überlegen ist der Mensch dagegen dort, wo es um multimodales Verstehen geht. Unsere Stärke ist es beispielsweise, verschiedenste Sinnesinformationen gleichzeitig wahrzunehmen und Bedeutungen zu erkennen und sinnvolle Handlungen abzuleiten.
Damit wird einmal mehr deutlich, welche Kernkompetenzen künftig besonders gefordert sind. Neben technologischem Grundverständnis wird vor allem kritisches Denken, ethische Urteilsfähigkeit und interdisziplinäre Problemlösungskompetenz gebraucht. Wer KI sinnvoll einsetzen, aber auch bewerten und hinterfragen kann, wird eine zentrale Rolle in der Gestaltung unserer digitalen Zukunft spielen – unabhängig vom Berufsfeld.
Zum Weiterlesen