- Die Herausforderung des deutschen Steuersystems für KMUs
- Steuern sparen im Unternehmen: 4 Tipps für KMUs
- Steuerliche Abgabenlast senken und Finanzplanung verbessern
Das Wichtigste aus diesem Artikel
- Steuerpflicht erfüllen: Unternehmen müssen steuerrechtliche Anforderungen vollständig erfüllen, um rechtliche Probleme zu vermeiden.
- Geringwertige Wirtschaftsgüter: Investitionen bis 800 Euro lassen sich steuerlich sofort abschreiben.
- Investitionsabzugsbetrag: Senkt die Steuerlast bei geplanten Anschaffungen im Voraus.
- Rücklagenbildung: Durch Rücklagen können Unternehmen auf hohe Gewinne effizient reagieren.
- Ist-Besteuerung: Entlastet den Cashflow, da die Umsatzsteuer erst bei Geldeingang fällig wird.
Die Herausforderung des deutschen Steuersystems für KMUs
Mit einem durchschnittlichen Körperschaftssteuersatz von rund 30 Prozent zählt Deutschland zu den Ländern mit der höchsten Steuerbelastung für Unternehmen in Europa. Diese finanzielle Bürde trifft kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) besonders hart, da sie oft nicht über die gleichen Ressourcen und steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten verfügen wie Großkonzerne.
Während internationale Konzerne häufig komplexe Steueroptimierungsmodelle nutzen können, sehen sich KMUs einem steuerlichen Dschungel gegenüber, der ohne professionelle Unterstützung kaum zu durchdringen ist. Dabei gibt es durchaus legale und anerkannte Wege, um die Steuerlast spürbar zu senken und das Working Capital zu optimieren.
"Eine durchdachte Steuerplanung ist kein Luxus, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit für jedes KMU. Wer hier strategisch vorgeht, kann die Liquidität seines Unternehmens deutlich verbessern, ohne gegen steuerrechtliche Vorgaben zu verstoßen." – Dr. Andreas Müller, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
In diesem Artikel stellen wir dir vier bewährte Strategien vor, mit denen auch dein Unternehmen seine Steuerlast legal reduzieren kann. Du erfährst, wie du:
- Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) optimal abschreiben
- Den Investitionsabzugsbetrag für zukünftige Anschaffungen nutzen
- Steuerliche Rücklagen bilden und gewinnbringend einsetzen
- Von der Ist-Besteuerung bei der Umsatzsteuer profitieren
Unternehmenssteuerbelastung im europäischen Vergleich
| Land | Effektiver Unternehmenssteuersatz | Besonderheiten |
| Deutschland | 29,9% | Körperschaftssteuer + Gewerbesteuer + Solidaritätszuschlag |
| Frankreich | 28,4% | Reduzierte Sätze für KMUs möglich |
| Niederlande | 25,0% | Gestaffelte Sätze je nach Gewinnhöhe |
| Irland | 12,5% | Niedrigster Satz in der EU, attraktiv für internationale Unternehmen |
| Ungarn | 9,0% | Niedrigster Satz in der OECD |
Quelle: OECD-Statistik 2023
Steuern sparen im Unternehmen: 4 Tipps für KMUs
Zweifelsohne ist es wichtig, dass Unternehmen steuerrechtliche Anforderungen vollumfänglich erfüllen und die daraus entstehenden Steuern jederzeit pflichtgemäß entrichten. Und dies nicht nur, weil Steuern eine wichtige finanzielle Grundlage zur Aufrechterhaltung des Gemeinwohls sind, sondern damit du als Unternehmer:in nicht in rechtliche Schwierigkeiten gerätst.
Nichtsdestotrotz solltest du alle Möglichkeiten nutzen, in denen du gesetzeskonform Einsparungen vornehmen kannst. So optimierst du deine Finanzplanung und sorgst innerhalb deines Unternehmens für einen agileren Cashflow. Hier ein paar hilfreiche Tipps:
1. Geringwertige Wirtschaftsgüter abschreiben
Die Abschreibung von geringwertigen Wirtschaftsgütern ist steuerrechtlich für alle Investitionen möglich, für die in der Anschaffung Kosten von bis zu 800 Euro angefallen sind. Neben dieser Kostenbegrenzung besteht die Auflage, dass die geringwertigen Wirtschaftsgüter abnutzbar und beweglich sein müssen.
In die Kategorie der geringwertigen Wirtschaftsgüter fallen Gegenstände wie Werkzeug, Telefone, Datenträger, Büromöbel wie Stühle, Schreibtische oder Schreibtischlampen, aber auch die Kaffeemaschine auf dem Flur. Die jeweiligen Anschaffungskosten kannst du vollständig im Jahr der Anschaffung abschreiben.
Laut einer Studie von Statista in Kooperation mit der Unternehmensberatung KPMG betrug der Unternehmenssteuersatz in Deutschland im Jahr 2021 30 %.
Tipp
Die optimale Strategie hängt von deiner individuellen Unternehmenssituation ab. In Jahren mit höheren Gewinnen kann die Sofortabschreibung vorteilhafter sein, während in Jahren mit geringeren Gewinnen die Verteilung über mehrere Jahre sinnvoller sein kann.
2. Steuerlast senken durch Investitionsabzugsbetrag
Steuern sparen durch Investieren – genau das ermöglicht der Investitionsabzugsbetrag (IAB), von dem speziell KMUs profitieren können. Die in § 7g des Einkommenssteuergesetzes (EstG) festgeschriebene Regelung erlaubt, dass Unternehmen bei geplanten Investitionen die steuerliche Abgabenlast bereits vor der Anschaffung um bis zu 50 % senken können.
Berechnungsbeispiel IAB:
Szenario: Geplante Investition in einen Lieferwagen für 70.000 Euro im Jahr 2025
| Maßnahme | Jahr 2023 | Jahr 2025 |
| Gewinn vor IAB | 120.000€ | 130.000€ |
| Bildung IAB (50% von 70.000€) | - 35.000€ | + 35.000€ |
| Zu versteuernder Gewinn | 85.000€ | 165.000€ |
| Steuerbelastung (ca. 30%) | 25.500€ | 49.500€ |
| Steuerersparnis im Jahr 2023 | 10.500€ | - |
| Anschaffung Lieferwagen | - | 70.000€ |
| Bemessungsgrundlage AfA | - | 70.000€ - 35.000€ = 35.000€ |
Zusätzlich zum IAB kannst du bei der tatsächlichen Anschaffung des Wirtschaftsguts eine Sonderabschreibung von bis zu 20% der Anschaffungskosten vornehmen. Im obigen Beispiel wären das zusätzliche 7.000€ (20% von 35.000€ nach IAB-Abzug).
Wichtig
Der IAB muss in der Steuererklärung des Jahres, in dem er gebildet werden soll, geltend gemacht werden. Eine nachträgliche Bildung ist nicht möglich. Plane daher deine Investitionen frühzeitig und spreche mit deinem Steuerberater über die optimale Umsetzung.
"Der Investitionsabzugsbetrag ist eine der effektivsten Möglichkeiten für KMUs, ihre Steuerlast zu senken und gleichzeitig Investitionen zu finanzieren. Die Steuerersparnis kann direkt in die geplante Anschaffung fließen und somit den Fremdfinanzierungsbedarf reduzieren." – Michaela Berger, Steuerberaterin mit Fokus auf KMUs
Für dich als Unternehmer:in ist die Inanspruchnahme des Investitionsabzugsbetrags vor allem dann sinnvoll, wenn dein Betrieb einen deutlich höheren Gewinn erwirtschaftet hat als zunächst prognostiziert. Erhöhter Umsatz geht nämlich prinzipiell einher mit erhöhtem Steueraufkommen.
Mindere daher deinen Gewinn und vermeide so fällige Steuernachzahlungen, indem du stattdessen innerhalb der nächsten drei Jahre Investitionen tätigst, beispielsweise in die Digitalisierung deines Unternehmens. Bei dabei anfallenden Betriebsausgaben von bis zu 200.000 Euro greift der Investitionsabzugsbetrag.
3. Steuern sparen dank Rücklagenbildung
Erzielt dein Unternehmen in einem Jahr eine Umsatzsteigerung, ist dies zunächst eine positive Entwicklung – simultan dazu erhöht sich aber auch die steuerliche Abgabenlast. Die gute Nachricht ist jedoch, dass du einen Teil des Gewinns als Rücklage verbuchen kannst, was den Vorteil nach sich zieht, dass auf diese Rücklage ein niedrigerer Steuersatz erhoben wird.
Für die Bildung einer Rücklage ist ein Antrag beim Finanzamt notwendig. Der steuerliche Vorteil auf die Rücklagenbildung bleibt allerdings nur so lange bestehen, bis du den zurückgelegten Betrag verwendest. In diesem Moment wird dann eine Steuerabgabe fällig. Folglich ist eine solche Rücklage nur dann ökonomisch sinnvoll, wenn dein Unternehmen einen außergewöhnlich hohen Gewinn erzielt hat und du mindestens sieben Jahre nicht auf die Rücklage zugreifst.
Bei KMUs ist das finanzielle Budget im Regelfall eng kalkuliert. Daher solltest du alle Bereiche ausloten, in denen dein Unternehmen die Steuerlast senken kann.
Übersicht über relevante Rücklagen
| Rücklagenart | Anwendungsbereich | Fristen | Steuerlicher Vorteil |
| Rücklage für Ersatzbeschaffung | Bei Zerstörung/Beschädigung von Anlagevermögen (z.B. durch Brand, Überschwemmung) | Grundsätzlich 4 Jahre, bei Gebäuden 6 Jahre | Aufschub der Besteuerung von Versicherungsentschädigungen |
| § 6b EStG Rücklage | Bei Veräußerung bestimmter Wirtschaftsgüter (Grundstücke, Gebäude, langfristige Beteiligungen) | 4 Jahre, bei Neuherstellung eines Gebäudes 6 Jahre | Übertragung stiller Reserven auf neue Wirtschaftsgüter |
| § 7g EStG Rücklage (Investitionsabzugsbetrag) | Geplante Investitionen in bewegliche Wirtschaftsgüter | 3 Jahre | Vorwegnahme zukünftiger Abschreibungen |
4. Mit Ist-Besteuerung den Cashflow verbessern
KMUs entrichten die Umsatzsteuer im Regelfall nach der sogenannten Soll-Besteuerung. Dieses Modell sieht vor, dass für jeden Monat, in dem deine Buchhaltung eine Rechnung stellt, auf den Rechnungsbetrag Umsatzsteuer zu zahlen ist. Hierbei gehst du sozusagen in Vorleistung und erstellst eine Umsatzsteuervoranmeldung, die du an die Finanzbehörden übermittelst – auch wenn du den Rechnungsbetrag von deinen Kund:innen noch nicht erhalten hast. Durch verzögerte oder gar ausbleibende Zahlungen fehlt deinem Unternehmen dadurch bares Geld, was sich nachteilig auf deinen Cashflow auswirkt.
Eine sinnvolle Lösung bietet der Wechsel zur Ist-Besteuerung. Umsatzsteuer ist hier erst zu entrichten, wenn du den ausstehenden Rechnungsbetrag erhalten hast, gegebenenfalls kann dies auch einige Monate später sein. Für die Ist-Besteuerung muss ein Antrag gestellt werden – Voraussetzung ist unter anderem, dass dein Unternehmen nicht bilanzierungspflichtig ist und dementsprechend einen Umsatz von 600.000 Euro jährlich unterschreitet.
Vor- und Nachteile der Ist-Besteuerung
| Vorteile | Nachteile |
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Tipp
Mit der American Express Business Gold Card kannst du deinen Zahlungsfluss optimieren. Die Karte bietet bis zu 30 Tage zinsloses Zahlungsziel ab Rechnungsdatum für betriebliche Einkäufe und verbessert somit deine Liquidität zusätzlich.
Steuerliche Abgabenlast senken und Finanzplanung verbessern
Das deutsche Steuergesetz ist komplex und bietet noch viele weitere Optionen, wie Betriebe Steuern sparen können. Unsere Tipps liefern dir wichtige Ansatzpunkte, wie du zukünftig in deinem Unternehmen die Steuerlast senken kannst.
Um jedoch das gesamte Spektrum an Möglichkeiten zu nutzen, solltest du auf jeden Fall eine professionelle Steuerberatung hinzuziehen. Fachleute beraten dich spezifisch hinsichtlich deines Unternehmens und entdecken weitere Potenziale, wie du deine betriebliche Abgabenlast reduzieren kannst. Da sich Steuergesetze von Zeit zu Zeit ändern, bist du damit zusätzlich immer auf dem neuesten Stand und somit rechtlich abgesichert.
Das Wichtigste haben wir hier für dich zusammengefasst:
- Speziell für KMUs stellen die vergleichsweise hohen Steuern in Deutschland eine Herausforderung beim Finanzmanagement und der Liquiditätsplanung dar.
- Durch die Abschreibung von geringwertigen Wirtschaftsgütern und dem Investitionsabzugsbetrag bei Anschaffungen können Unternehmen effektiv Steuern sparen.
- Mit den Optionen der Rücklagenbildung und der Ist-Besteuerung stehen KMUs effiziente Möglichkeiten zur Verfügung, um den eigenen Cashflow zu optimieren.
Häufig gestellte Fragen zum Steuern sparen für KMUs
Was sind geringwertige Wirtschaftsgüter und wie spare ich damit Steuern?
Geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) sind bewegliche und abnutzbare Gegenstände bis 800 Euro Anschaffungskosten. Dazu zählen Werkzeuge, Telefone, Büromöbel oder Kaffeemaschinen. Diese können vollständig im Jahr der Anschaffung abgeschrieben werden, was die Steuerlast sofort senkt.
Wie funktioniert der Investitionsabzugsbetrag?
Der Investitionsabzugsbetrag (IAB) nach § 7g EStG erlaubt es KMUs, bei geplanten Investitionen die Steuerlast bereits vor der Anschaffung um bis zu 50% zu senken. Bei Betriebsausgaben bis 200.000 Euro können Sie den IAB nutzen und haben dann drei Jahre Zeit für die tatsächliche Investition.
Was ist der Unterschied zwischen Soll- und Ist-Besteuerung?
Bei der Soll-Besteuerung zahlen Sie Umsatzsteuer sofort bei Rechnungsstellung, auch ohne Zahlungseingang. Bei der Ist-Besteuerung wird die Umsatzsteuer erst fällig, wenn der Kunde tatsächlich zahlt. Dies verbessert Ihre Liquidität, besonders bei langen Zahlungszielen oder Zahlungsausfällen.
Wer kann zur Ist-Besteuerung wechseln?
Die Ist-Besteuerung können Unternehmen beantragen, die nicht bilanzierungspflichtig sind und einen Jahresumsatz von 600.000 Euro nicht überschreiten. Der Wechsel muss beim Finanzamt beantragt werden und bietet besonders bei langen Zahlungszielen Liquiditätsvorteile.
Wie kann ich durch Rücklagenbildung Steuern sparen?
Bei außergewöhnlich hohen Gewinnen können Sie einen Teil als Rücklage verbuchen, auf die ein niedrigerer Steuersatz erhoben wird. Der Vorteil besteht, solange die Rücklage nicht verwendet wird. Sinnvoll ist dies bei mindestens sieben Jahren Anlagedauer.
Welche Rücklagenarten gibt es für Unternehmen?
Es gibt verschiedene Rücklagen: Rücklage für Ersatzbeschaffung (bei Zerstörung von Anlagevermögen), § 6b EStG Rücklage (bei Veräußerung von Grundstücken), und § 7g EStG Rücklage (Investitionsabzugsbetrag). Jede hat spezifische Fristen und Voraussetzungen.
Kann ich mehrere Steuersparmodelle kombinieren?
Ja, Sie können verschiedene Strategien kombinieren. Zum Beispiel können Sie gleichzeitig GWG abschreiben, einen Investitionsabzugsbetrag bilden und zur Ist-Besteuerung wechseln. Die optimale Kombination hängt von Ihrer individuellen Unternehmenssituation ab.
Wie hoch ist die Steuerbelastung für Unternehmen in Deutschland?
Deutschland hat mit durchschnittlich 29,9% einen der höchsten effektiven Unternehmenssteuersätze in Europa. Dieser setzt sich aus Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag zusammen. Im Vergleich: Irland hat 12,5%, Ungarn nur 9%.
Was sind die Vorteile der Sofortabschreibung bei GWG?
Die Sofortabschreibung senkt Ihre Steuerlast im Anschaffungsjahr direkt. In Jahren mit höheren Gewinnen ist dies besonders vorteilhaft. Sie müssen nicht über mehrere Jahre abschreiben und verbessern sofort Ihre Liquidität durch die Steuerersparnis.
Brauche ich einen Steuerberater für diese Steuersparmodelle?
Ein Steuerberater ist empfehlenswert, da das deutsche Steuerrecht komplex ist und sich regelmäßig ändert. Professionelle Beratung hilft, alle legalen Möglichkeiten auszuschöpfen, rechtliche Fehler zu vermeiden und die optimale Strategie für Ihr Unternehmen zu entwickeln.