Die ultimative Entschleunigung: Eine Rentierwanderung in Lappland

Ein Mann streichelt ein Rentier, das ein Geschirr trägt
Maike Schade
Maike Schade
Stoisch steht es da, das Rentier. Auf etwas staksig wirkenden Beinen, graubraun, die mächtigen, filzigen Schaufeln des Geweihs ragen einen guten Meter gen Himmel. Es könnte bedrohlich wirken – würden die Augen nicht so sanft blicken. Ganz entspannt wartet das Tier auf den Abmarsch, und die Ruhe, die es ausstrahlt, überträgt sich. Der Stress des Alltags fällt ab, verflüchtigt sich in den Weiten der unberührten Wildnis. Eine Rentierwanderung in Lappland ist mehr als ein Spaziergang: Es ist eine Reise in eine entschleunigte, altertümliche Welt.
  1. Lappland: Samen, Rentiere und endlose Wildnis
  2. Ursprünglich und urgemütlich: Das Wildnisdorf Solberget
  3. Lappland im Winter: Mit dem Rentierschlitten durch die unberührte Natur
  4. Mehrtagestour: Mit Zelt und Rentier durchs finnisch-lappländische Fjäll

Lappland: Samen, Rentiere und endlose Wildnis

Lappland ist kein Land – sondern eine Region. Es bezeichnet das Siedlungsgebiet der Samen (früher Lappen genannt) und erstreckt sich auf Höhe des nördlichen Polarkreises über Finnland, Schweden und Norwegen bis hinein nach Russland. Diese letzten Ureinwohner:innen Europas folgten dem schmelzenden Eis der letzten Eiszeit gen Norden, bildeten Jagdverbände und schließlich auch größere Gemeinschaften. In der zwar wunderschönen, an Beeren und Kräutern reichen, doch vor allem im Winterhalbjahr eiskalten Natur waren es die Rentiere, die ihr Überleben sicherten – und tun dies zum Teil noch heute.

Wer oder was sind die Samen?

Die Samen sind die letzten Ureinwohner:innen Europas. Sie besiedeln Lappland seit etwa 10.000 Jahren und begannen im frühen 16. Jahrhundert mit der Domestizierung, der Herdenbildung und Zucht von Rentieren. Während viele früher als Nomad:innen mit den Herden zogen, sind die meisten Samen heute sesshaft, und nur etwa zehn Prozent von ihnen betreiben noch die traditionelle Rentierzucht. Es leben noch ungefähr 70.000 Samen in Lappland.

Denn die Rentiere lieferten und liefern nicht nur Fleisch. Auch das Fell, die Knochen, die Geweihe werden verarbeitet, zu Kleidern, Fellen oder Werkzeugen. Die Samen folgten den Herden, domestizierten sie, begannen mit der Zucht. Manche leben immer noch nomadisch; doch auch viele, die sesshaft geworden sind, haben einen ursprünglichen Lebensstil bewahrt, der eng mit den Tieren verbunden ist. Eine Rentierwanderung, das ist immer auch ein Eintauchen in die Kultur dieser nordeuropäischen Ureinwohner:innen. Den Letzten unseres Kontinents.

Eine Herde von Rentieren läuft über schneebedeckten Boden

Ursprünglich und urgemütlich: Das Wildnisdorf Solberget

Die Zeit, sie läuft irgendwie langsamer in der subarktischen Wildnis. Den Takt gibt die Natur vor: das Wetter, die Tageszeit, die Jahreszeit. Das Leben wird reduziert auf das Essenzielle – Wasser, Nahrung, Licht und Wärme. All das zu beschaffen, ist nicht immer leicht, vor allem, wenn draußen der Schneesturm tobt. Denn fließendes Wasser und Strom gibt es in vielen Häusern im Landesinneren nicht – dazu leben hier einfach zu wenige Menschen, als dass der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur für den schwedischen Staat lohnen würde.

So auch in Solberget. Das Gehöft liegt in Schwedisch-Lappland, nahe der finnischen Grenze und des Polarkreises. Die Gruppe aus Holzhäuschen ist die einzige Ansiedlung im Umkreis von 20 Kilometern. Wer Durst hat, muss Wasser aus der Quelle schöpfen. Wer Licht braucht, eine Petroleumlampe entzünden. Wärme suchen vor dem prasselnden Kaminfeuer. Klingt hart, und ist doch: einfach nur schön, urig und gemütlich.

Betrieben wird der “Sonnenberg”, was Solberget auf deutsch bedeutet, vom gebürtigen Badener Dirk Hagenbuch und seiner Frau Silke. Der ehemalige Sozialpädagoge kaufte das Anwesen Anfang der 2000er-Jahre und empfängt dort heute Gäst:innen. Das Kennenlernen der lappländischen Natur und auch der samischen Kultur steht im Mittelpunkt der Erlebnisauszeiten, die hier genommen werden können.

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Auch wenn die meisten Rentiere in Finnisch- und Schwedisch-Lappland frei herumlaufen: Alle haben einen Besitzer.

Zum Programm gehört – neben Lagerfeuer- und Saunaabenden, dem Sammeln von Beeren, Pilzen und Kräutern oder einem Besuch des Samenmuseums – unter anderem auch eine Rentierwanderung. Mehrere dieser Tiere leben auf Solberget. Wer möchte, kann sie streicheln und auch bei der Fütterung helfen. Hautnah am Hirsch. Hautnah an einem Leben, das Jahrhunderte entfernt scheint. Von ihm erzählt ein alter, mit den Hagenbuchs befreundeter Sámi, der sein Leben mit der Rentierzucht verbracht hat und an einem “samischen Abend” von dieser berichtet – von heute und den früheren Traditionen.

Drei Männer wandern mit Rentieren in Lappland

Die Wanderung, eine Halbtagestour, führt zum nahe gelegenen Hausberg Solberg. Jede Reisegruppe ist dabei für eines der zahmen Rentiere verantwortlich. Diese tragen das Gepäck, zum Beispiel das getrocknete Rentierfleisch, das es beim Aussichtsturm auf dem Berggipfel zur Stärkung gibt. Der Ausblick: gigantisch. Endlose Wälder, Flüsse, Berge, die außer im Hochsommer von Schnee bedeckt sind.

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Im Schnitt hat Lappland zwei Einwohner:innen pro Quadratkilometer, die meisten davon leben an den Küsten. Im Landesinneren: quasi null. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 233.

Lappland im Winter: Mit dem Rentierschlitten durch die unberührte Natur

Der August mit seinen noch immer langen Tagen sei die wohl schönste Reisezeit für Lappland, so die Hagenbuchs. Doch auch ein Urlaub im Winter ist reizvoll. Polarlichter zucken dann in der fast endlosen Nacht. Überirdisch. Magisch. Gras und Flechten sind unter Eis und Schnee verschwunden. Wer jetzt die Natur erkunden möchte, muss sich Schneeschuhe unterschnallen – oder den Rentierschlitten nehmen.

Mollig warm eingepackt geht es durch die unberührten Wälder, die Solberget umgeben – auf dem eigenen Schlitten, den jeder selbst lenken darf. Gezogen wird er von einem der sechs ausgebildeten Zug- und Lastenrentiere Solbergets. Wer möchte, kann auch eine Tour mit Grillpause buchen – am Lagerfeuer.

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Eine Frau sitzt in einem Schlitten das von einem Rentier gezogen wird

Mehrtagestour: Mit Zelt und Rentier durchs finnisch-lappländische Fjäll

Solberget ist nicht die einzige Rentierfarm in Lappland, die Rentierwanderungen und -schlittenfahrten ermöglicht – es gibt mehrere Anbieter, die (auch im Rahmen von Abenteuerurlauben am Polarkreis) Ausflüge mit diesen sanftmütigen Tieren organisieren.

Zum Beispiel in Utsjoki, der nördlichsten und einzigen vornehmlich samischen Gemeinde Finnlands. Hier liegt das von Samen betriebene Feriendorf Valle, und dort beginnt eine dreitägige Rentierwanderung durch das Fjäll, jene weitläufigen Hochebenen oberhalb der Baumgrenze in den skandinavischen Bergen. Die Rentiere tragen einen Großteil des Gepäcks – unter anderem die Zelte, in denen inmitten der Wildnis übernachtet wird.

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Rentiere wechseln ihre Augenfarbe: Im Winter sind sie dunkel, im Sommer hell. Grund hierfür sind die extrem unterschiedlichen Lichtverhältnisse der beiden Halbjahre.

In der Kuoppilasjärvi Schlucht wird das Basiscamp aufgeschlagen – der Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen und gemütliche Angelrunden am gleichnamigen See. Wer ganz mutig ist, kann auch einmal ins Wasser springen. Das ist zwar nicht ganz so eisig wie ein Polar Plunge in der Antarktis. Ein geradezu schauderhaft schönes Vergnügen aber dennoch.

Auch bei dieser dreitägigen Wanderung stehen die Kultur und Traditionen der Samen im Vordergrund – die Nutzung und der Respekt vor der Natur, die Zucht von und das Leben mit Rentieren.

Intensiver lässt sich die nordische Wildnis mit all ihrer faszinierenden Flora und Fauna kaum erleben. Das Trinkwasser wird aus einem Bach geschöpft, das Essen kommt vom Lagerfeuer. Die Rentiere grasen nahebei. Mehr Auszeit vom Alltag geht nicht.

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