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Nahaufnahme eines Oberkörpers in Ritterrüstung und Schwert in der Hand

Inflation: Das Damoklesschwert am Wirtschaftshimmel

Bis zum Winter 2021, als die Preise von einem Tag auf den anderen aus dem Ruder liefen. Im Oktober 2022 verzeichnete die Bundesrepublik mit einer Preissteigerung von 10,25 Prozent den höchsten Wert seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Inflation ist ein umfängliches Thema, das jeden betrifft. Wir wollen die Hintergründe erläutern und die aktuelle Situation beleuchten.

Was ist Inflation?

Salopp formuliert, ist Inflation, wenn alles teurer wird. Diese pauschale Aussage geht aber nicht auf die Ursache einer Inflation ein. Warum werden Produkte teurer? Warum sind alle Bereiche einer Volkswirtschaft betroffen?

Die Europäische Zentralbank gibt folgende Definition für Inflation:

„In einer Marktwirtschaft können sich die Preise von Waren und Dienstleistungen immer wieder ändern. Manche Produkte werden teurer, andere billiger. Steigen die Preise von Waren und Dienstleistungen allgemein, und nicht nur die Preise einzelner Produkte, so bezeichnet man dies als Inflation. Dann kann man heute mit 1 € nicht so viel kaufen, wie noch gestern. Anders gesagt: Durch Inflation sinkt mit der Zeit der Wert einer Währung”. (Quelle: Europäische Zentralbank)

In einer Volkswirtschaft regelt die Nachfrage nach einem Wirtschaftsgut den Preis. Steigt bei einer gleichbleibenden vorhandenen Menge eines Wirtschaftsgutes die Nachfrage, wird der:die Verkäufer:in im Sinne der Gewinnoptimierung den Preis erhöhen.

Bleibt die Nachfrage gleich, aber die angebotene Menge sinkt, ist ebenfalls eine Preiserhöhung die Folge. Grausames und beängstigendes Beispiel ist die Preisentwicklung bei Gas und Öl als Folge des Ukrainekrieges im Jahr 2022. Die geradezu brutalen Preissteigerungen haben in Deutschland bereits zu den ersten Unternehmenspleiten geführt.

Ein moderater Preisanstieg von jährlich rund zwei Prozent ist im Übrigen ein Indiz für eine gesunde Volkswirtschaft. Steigen die Löhne, steigen zwangsläufig auch die Preise der produzierten Waren, aber alles in einem absolut verträglichen Umfang.

Die Steuerung der Inflation ist eine der wesentlichen Aufgaben der Zentralbanken. Eine zu niedrige Inflationsrate oder gar Stagnation oder Deflation wirkt genauso schädlich wie ein zu hoher Kaufkraftverlust.

Wie wird die Inflation ermittelt? (Warenkorb, Gewichtung bei Destatis)

Die Zentralbanken haben für die Ermittlung der Preissteigerungen (oder des Preisverfalls) Warenkörbe zusammengestellt, welche die Konsumgewohnheiten der Verbraucher:innen möglichst genau widerspiegeln. Innerhalb dieser Warenkörbe werden die einzelnen Produkte unterschiedlich gewichtet. Die Ausgaben für Kosmetika nehmen zwangsläufig einen geringeren Stellenwert ein, als die Ausgaben für Lebensmittel oder Miete. Nutzer:innen von Fahrzeugen mit hohem Treibstoffverbrauch haben eine andere Inflationsrate als Menschen, die nur auf das Fahrrad zurückgreifen. Am besten machst du dir anhand des Warenkorbes von Destatis selbst einmal ein Bild, wie die Zusammensetzung aussieht.

Nun ist es aber so, dass die von Destatis oder der Bundesbank ermittelte Inflationsrate den Mittelwert in Deutschland abbildet. Da die Konsumgewohnheiten der Bürger:innen aber teilweise stark unterschiedlich ausfallen, fällt auch die Inflationsrate individuell unterschiedlich aus. In unserem Abschnitt „persönliche Inflationsrate ermitteln” kannst du in unserem Inflationsrechner deine Haushaltsausgaben erfassen und deine persönliche Inflationsrate ermitteln. Vielleicht findet sich sogar noch Einsparpotential!

Exkurs: Stagnation und Deflation machen das „Trio infernale” komplett

Das Dreieck der Kaufpreisentwicklung besteht aus Inflation, Stagnation und Deflation. Eine Stagnation liegt vor, wenn sich die Kaufpreisentwicklung über alle Waren hinweg kaum ändert. Die Europäische Union hatte seit der Finanzkrise partiell mit einer Stagnation zu kämpfen, mitunter sogar unterbrochen von Phasen der Deflation. Die Folge waren über ein Jahrzehnt Kredite zum Schleuderpreis und Strafzinsen für Sparende. Weshalb das so war, erläutern wir im Abschnitt „Magisches Viereck”.

Deflation bedeutet, dass die Preise sogar rückläufig sind, die Gewinne der produzierenden und verkaufenden Unternehmen rückläufig werden. Theoretisch hätte dies dann zur Folge, dass die Gehälter der Mitarbeiter:innen gekürzt werden müssten, um schrumpfende Margen zu verhindern. Sinkende Gehälter bedeuten aber auch eine sinkende Nachfrage. Eine weiter sinkende Nachfrage führt zu weiter sinkenden Gehältern und schlussendlich zu Entlassungen. Die Deflationsspirale ist eröffnet. Es wird deutlich, weshalb Deflation und Stagnation genauso schädlich sind, wie eine zu hohe Inflation.

Was kann eine Zentralbank für oder gegen Inflation machen?

Wir hatten bereits erläutert, weshalb keine Inflation genauso schlecht ist, wie eine zu hohe Inflation. Im Grunde sind die nationalen Zentralbanken und die Europäische Zentralbank permanent damit beschäftigt, den goldenen Mittelweg zu finden, der sich in den bereits erwähnten circa zwei Prozent pro Jahr wiederfindet.

Das Schlüsselinstrument zur Inflationssteuerung sind die Zinsen. Allerdings wirken sich Zinsänderungen auf alle Bereiche einer Volkswirtschaft aus. Jede positive Auswirkung in einem Bereich zieht negative Folgen in einem anderen Bereich nach sich.

Das magische Viereck

Die Zentralbanken bewegen sich bezüglich der Wechselwirkung der möglichen Maßnahmen in einem permanenten Spannungsfeld, dem sogenannten „magischen Viereck”:

Magisches Viereck

Quelle: Wikipedia

Um beispielsweise die Inflationsrate zu senken, greift das Instrument der Geldverknappung durch höhere Zinsen. Die Kreditaufnahme wird erschwert. Durch die Geldverknappung sinkt mangels Refinanzierung die Nachfrage nach Gütern. Die Folge der Inflationsspirale ist, dass Arbeitsplätze in Gefahr geraten, der hohe Beschäftigungsstand gerät ins Wanken. Damit ist auch ein stetiges Wirtschaftswachstum gefährdet.

Eine Stagnation oder Deflation erleichtern den Export, führen zu einer Ankurbelung der Außenwirtschaft. Die mangelnde Nachfrage wirkt sich aber im Umkehrschluss wieder auf den Beschäftigungsgrad aus. Wird an einer der vier Stellschrauben gedreht, wirkt sich das mindestens auf eine der verbliebenen drei nachteilig aus.

Der vermeintliche Schlüssel aus der Krise: Die Zinsen

Die Folge der Finanzkrise war, für Europa gesprochen, ein konjunktureller Einbruch. Die Europäische Zentralbank (EZB) wollte dem begegnen, indem sie Geld in den Markt pumpte. Zunächst senkte sie die Zinsen, ging so weit, dass Strafzinsen auf Guthaben auch für Sparende, nicht nur für die Banken, an der Tagesordnung waren. Im nächsten Schritt kaufte sie ohne Ende Staatsanleihen auf, um die Banken mit Bargeld zu überhäufen. Ziel war es, dass die Banken wiederum Kredite zu günstigsten Zinsen an die Wirtschaft und die Verbraucher:innen ausgab. Nie war es preiswert, Autos oder Immobilien zu erwerben. Baufinanzierungen mit einer Zinsfestschreibung von zehn Jahren mit Zinsen von weniger als einem Prozent waren die Regel, nicht die Ausnahme.

An dieser Stelle geschah ein volkswirtschaftliches Wunder: Wenn massenhaft Geld in die Märkte gespült wird, hat dies in der grauen Theorie zur Folge, dass die Preise steigen. Das Gegenteil war in der jüngsten Vergangenheit der Fall. Der frühere Chef der EZB, Mario Draghi, führte einen Kampf gegen die niedrige Inflationsrate wie Don Quichotte gegen die Windmühlen. Alle Versuche Draghis, eine Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen, schlugen über die Jahre fehl.

Aus diesem theoretischen Vorgehen lässt sich das Gegenteil ableiten. Entziehen die Zentralbanken bei steigender Inflation den Märkten durch eine Verknappung das Geld, sinkt die Nachfrage. Die Preise und die Inflationsrate fallen und der Kaufkraftverlust wird eingeschränkt. Im Herbst des Jahres 2022 lassen sich diese Auswirkungen schulbuchhaft nachvollziehen. Die EZB hat zu geradezu drastischen Zinserhöhungen gegriffen. Die Preise sinken zwar noch nicht, aber das Geld, sprich die Kredite, haben sich bereits deutlich verteuert. Sparende sehen Licht am Ende des Zinstunnels, die ersten Banken lassen bei den Einlagenzinsen ebenfalls erste Zinserhöhungen zu.

Aber, und hier greift wieder das magische Viereck, gibt es auch negative Auswirkungen. Im schlimmsten Fall gestaltet sich die Kaskade folgendermaßen:

Bevor der letzte Punkt dieses Szenarios greift, würde allerdings wieder an der Zinsschraube gedreht, natürlich in die entgegengesetzte Richtung. Zinssenkungen sollen den Konsum und Investitionen wieder ankurbeln, die oben beschriebene Spirale in die entgegengesetzte Richtung in Schwung gebracht.

Gute Inflation vs. schlechte Inflation

Im Herbst 2022 von guter Inflation zu sprechen, klingt weltfremd. Wir hatten aber bereits erwähnt, dass ein vernünftiges Maß an Geldentwertung gut ist, die Rede ist von den „magischen” zwei Prozent, welche Mario Draghi und später seine Nachfolgerin im Chefsessel der EZB, Christine Lagarde anstrebten. Diese zwei Prozent sichern innerhalb des magischen Vierecks die größtmögliche Harmonie zwischen den vier Gegenpolen.

Dass eine höhere Inflationsrate mit steigendem Ausmaß verheerende Folgen haben kann, ist klar. Die Auswirkungen zu einer Stagnation oder Deflation haben wir auch erläutert. Eine „schlechte” Inflation beinhaltet auch Stagnation und Deflation.

Ein Ausflug in die Inflationshistorie

Es ist, vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Bundesrepublik Deutschland den höchsten Kaufkraftverlust seit Gründung der Republik erlebt, wissenswert, wie die Daten seit den Kindertagen aussahen. Der Ausflug in die Historie lässt sich am leichtesten anhand einer Grafik nachvollziehen:

Inflationsrate D

Quelle: Hypochart

Die 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren zu Beginn ebenfalls durch eine Ölkrise beeinträchtigt. Es gab die autofreien Sonntage, an denen Menschen auf Autobahnen Fußball spielten und die Ölpreise drückten auch damals auf das Portemonnaie.

Wir hatten eingangs von der Hyperinflation im Jahr 1923 gesprochen. Auch hier lohnt sich ein Bild auf die grafische Darstellung:

Wert einer Goldmark

Quelle: Wikipedia

Die Folge dessen war der berühmte „schwarze Freitag” mit dem weltweiten Kollaps der Börsen und der Weltwirtschaft.

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die aktuelle Entwicklung der Inflation bei einem wichtigen europäischen Handelspartner, der Türkei. Wir lassen zum Abschluss unseres kleinen theoretischen Exkurses in das Thema Inflation, diese Grafik unkommentiert stehen. Im nächsten Abschnitt wenden wir uns dann den ganz konkreten und praktischen, erlebbaren Auswirkungen des aktuellen Kaufkraftverlustes zu.

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