- Arbeits- und Sozialrecht: Das ist der Unterschied
- Die Rolle des Arbeitsvertrags im Arbeitsrecht
- Das Arbeitsrecht im Überblick
- Das Sozialrecht für Arbeitnehmer:innen im Überblick
- Deine Rechte als Arbeitnehmer:in
- So setzt du deine Rechte durch
- Viele Arbeitnehmerrechte durch umfassende Schutzgesetze
- FAQ: Häufige Fragen und Antworten
Das wichtigste aus diesem Artikel
- Unterschied Arbeits- und Sozialrecht: Das Arbeitsrecht schützt individuelle Rechte von Arbeitnehmer:innen, während das Sozialrecht die Gemeinschaft der Versicherten schützt.
- Rolle des Arbeitsvertrags: Der Arbeitsvertrag definiert das Beschäftigungsverhältnis und regelt Rechte sowie Pflichten von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber.
- Arbeitsrecht im Überblick: Das Arbeitsrecht ist ein komplexes System aus nationalen und internationalen Vorschriften, Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen.
- Sozialrecht für Arbeitnehmer:innen: Das Sozialgesetzbuch stellt die Grundlage des Sozialrechts dar, welches Ansprüche gegenüber Sozialversicherungsträgern regelt.
- Du als Arbeitnehmer:in: Du hast umfassende Rechte wie Mindestlohn, geregelte Arbeitszeit, Pausen- & Ruhezeiten sowie Gesundheitsschutz bei der Arbeit.
Arbeits- und Sozialrecht: Das ist der Unterschied
Arbeitnehmer:innen gelten als schutzbedürftig, denn sie sind ihrem Arbeitgeber in zweierlei Hinsicht unterlegen: Sie sind stärker auf das Einkommen aus ihrer Tätigkeit angewiesen als der Arbeitgeber auf die Arbeitskraft. Zudem müssen Mitarbeitende sich den Vorgaben des Betriebs unterordnen und Weisungen des Arbeitgebers befolgen.
Diese wirtschaftliche und persönliche Abhängigkeit schafft ein typisches Ungleichgewicht, das der Staat durch Regelungen zum Schutz und zur Absicherung der Arbeitnehmer:innen ausgleichen möchte. Arbeits- und Sozialrechte zielen darauf ab, die Rechte der Angestellten zu bewahren.
Das Arbeitsrecht schützt die individuellen Rechte von Arbeitnehmer:innen und regelt die Rechtsbeziehung zwischen ihnen und ihrem Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerkollektiven –zum Beispiel Gewerkschaften und Betriebsvertretungen.
Das Sozialrecht schützt die Gemeinschaft der Versicherten. Es regelt Ansprüche gegenüber Sozialversicherungsträgern und soll soziale Risiken, die aus Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Arbeits- und Einkommenslosigkeit, Alter oder Tod entstehen, abfedern.
Die Rolle des Arbeitsvertrags im Arbeitsrecht
Der Arbeitsvertrag ist die wichtigste Grundlage für jedes Arbeitsverhältnis. Mit ihm wird das Beschäftigungsverhältnis zwischen Arbeitnehmer:in und Arbeitgeber individuell definiert. Zu den wichtigsten vertraglichen Rechten von Arbeitnehmer:innen zählt das Recht auf den finanziellen Ausgleich der Arbeitsleistung, also das Gehalt.
Ein Arbeitsvertrag regelt aber nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten, etwa die Arbeits- und Dienstpflicht und die Treue- und Verschwiegenheitspflicht. Im Arbeitsrecht gilt Vertragsfreiheit: Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber können die Inhalte der Arbeitsverträge grundsätzlich frei aushandeln. Sie müssen dabei allerdings übergeordnete Vorschriften beachten. Abweichungen davon sind nur zum Vorteil der Angestellten möglich.
Good to know
Das Arbeitsrecht im Überblick
Das Arbeitsrecht ist sehr komplex: Ein Arbeitsverhältnis ist rechtlich eingebettet in zahlreiche gesetzliche Regelungen auf verschiedenen Ebenen. Die Rechte von Arbeitnehmer:innen basieren auf internationalen und nationalen Vorschriften und übergeordneten Verträgen wie Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen. Nachfolgend findest du die wichtigsten Regelungen zusammengefasst.
- Das Europarecht und das deutsche Verfassungsrecht geben unter anderem die Arbeitszeitrichtlinie der EU, Antidiskriminierungsrichtlinien und das Grundgesetz vor. Darin enthalten ist zum Beispiel der Artikel zur Berufsfreiheit.
- In den deutschen Arbeitsschutzgesetzen sind auch das Mutterschutzgesetz, das Arbeitsschutzgesetz und das Jugendarbeitsschutzgesetz geregelt.
- Das individuelle Arbeitsrecht regelt beispielsweise das Kündigungsschutz- und das Mindestlohngesetz, das Gesetz zu Elterngeld und Elternzeit, das Bundesurlaubsgesetz und das Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz.
- Im kollektiven Arbeitsrecht sind unter anderem das Tarifvertragsgesetz, das Betriebsverfassungsgesetz und das Mitbestimmungsgesetz zu finden.
- Rechtsverordnungen sind zum Beispiel die Dritte Mindestlohnanpassungsverordnung und die Arbeitsstättenverordnung.
Das Sozialrecht für Arbeitnehmer:innen im Überblick
Das Sozialrecht sorgt für die soziale Absicherung aller Bürger:innen, also auch jener, die nicht in einem Arbeitsverhältnis stehen. Alle Arbeitnehmer:innen in Deutschland sind Mitglied des nationalen Sozialversicherungssystems. Für sie führen Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge aus dem Arbeitslohn ab und müssen auch einen Teil dazu beitragen.
Arbeitnehmer:innen haben dadurch Anspruch auf Krankenbehandlung und Gesundheitsleistungen der Krankenkasse, Arbeitslosengeld oder andere Leistungen der Arbeitsagentur, Altersrente durch Rentenversicherung sowie im Pflegefall und bei Erwerbsminderung.
Wichtigste Grundlage im Sozialrecht ist das Sozialgesetzbuch. Wichtige Abschnitte darin regeln etwa die gesetzliche Kranken-, Renten- und Unfallversicherungen, Kinder- und Jugendhilfe und die Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen.
Darüber hinaus gibt es weitere Sozialgesetze, zum Beispiel das Künstlersozialversicherungsgesetz, das Bundesausbildungsfördergesetz, das Bundeskindergeldgesetz und Wohngeldgesetz.
Deine Rechte als Arbeitnehmer:in
Arbeits- und Sozialrecht sind über Jahrhunderte zu einem komplexen Rechtssystem gewachsen, die Rechte von Arbeitnehmer:innen sind entsprechend umfassend. Wir stellen einige der wichtigsten Rechte vor. Es gibt aber noch viele andere, zum Beispiel das Recht auf ein Arbeitszeugnis, Gleichbehandlung oder den Schutz persönlicher Daten.
Recht auf Mindestlohn
Eines der Hauptrechte von Arbeitnehmer:innen ist die Bezahlung der erbrachten Arbeitsleistung. Auch wenn die Lohnhöhe grundsätzlich frei ausgehandelt werden kann, müssen Arbeitgeber einen Mindestlohn einhalten. Er stellt die unterste Lohngrenze dar. Einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es in Deutschland seit 2015. Seit dem 1. Oktober 2022 beträgt er zwölf Euro pro Stunde brutto.
Rechte bei Kündigung
Es existieren klare Regelungen, wann und aus welchen Gründen Kündigungen erlaubt sind. Möglich sind die personen-, betriebs- oder verhaltensbedingte Kündigung. Arbeitgeber müssen die Kündigungsfristen für eine ordentliche Kündigung einhalten. Außerordentliche, also fristlose Kündigungen, sind nur in Ausnahmefällen zulässig.
Recht auf geregelte Arbeitszeit
Die genaue Arbeitszeit ist im Arbeitsvertrag festgelegt, meist wird eine feste Wochenstundenzahl vereinbart. Arbeitnehmer:innen dürfen zum eigenen Schutz jedoch nicht beliebig lange arbeiten: Die regelmäßige Arbeitszeit beträgt in Deutschland acht Stunden pro Werktag.
In Ausnahmefällen sind auch zehn Stunden möglich, dann muss jedoch ein zeitnaher Freizeitausgleich erfolgen. Überstunden darf der Arbeitgeber nur verlangen, wenn dies vertraglich vereinbart wurde, oder bei einem Notfall im Unternehmen. Überstunden, Sonn- und Feiertagsarbeit sind besonders zu vergüten.
Recht auf Pausen und Ruhezeiten
Als Arbeitnehmer:in hast du das Recht auf regelmäßige Unterbrechungen der Arbeit, in denen du dich psychisch und körperlich erholen kannst. Bei einem Arbeitstag von sechs bis neun Stunden steht dir eine Pausenzeit von 30 Minuten zu. Arbeitest du länger, sind es 45 Minuten. Die Pause kann über den Tag gestückelt stattfinden, muss jedoch mindestens 15 Minuten pro Block betragen.
Recht auf Erholung und Mindesturlaub
Arbeitnehmer:innen haben ein Recht auf bezahlten Urlaub. Dessen Länge ist abhängig davon, wie viele Tage du pro Tag arbeitest. Bei einer Fünftagewoche hast du Anspruch auf 20 Urlaubstage, bei sechs Arbeitstagen sind es 24 Tage. An welchen Tagen du Urlaub nimmst, kannst du allerdings nicht allein entscheiden: Dein Arbeitgeber muss den Urlaubsantrag genehmigen.
Recht auf Gesundheitsschutz und Sicherheit bei der Arbeit
Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht und sind im Rahmen eines bestehenden Arbeitsverhältnisses verpflichtet, Leben und Gesundheit der Arbeitnehmer:innen zu schützen. Dazu gehören ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz, angemessene Arbeitskleidung und sichere Arbeitsabläufe genauso wie Hygiene und Infektionsschutz sowie ein fairer und respektvoller Umgang miteinander.
Rechte bei Krankheit
Im Krankheitsfall hast du Anspruch auf Lohnfortzahlung. Dein Arbeitgeber muss dir sechs Wochen deinen Lohn weiterzahlen, obwohl du deine Arbeitsleistung in dieser Zeit gar nicht erbringst. Danach bekommst du Krankengeld von der Krankenkasse. Im Gegenzug bist du jedoch verpflichtet, den Arbeitgeber sofort über deine Krankheit zu benachrichtigen.
Bist du länger als drei Tage krank, musst du spätestens am vierten Tag ein ärztliches Attest vorlegen. Vertraglich kann aber auch schon ein Attest ab dem ersten Krankheitstag vereinbart sein.
Besonderer Schutz für besonders Schutzbedürftige
Das Arbeits- und Sozialrecht sorgt auch für den Schutz von Personen oder Personengruppen, die im Arbeitsleben aus verschiedenen Gründen besonders benachteiligt sind. Das sind zum Beispiel Behinderte, Kinder- und Jugendliche, Schwangere und Mütter oder auch Eltern und Familien.
Dank spezieller Gesetze zur Gleichberechtigung haben Frauen, Personen unterschiedlicher Ethnien, Religionszugehörigkeiten oder sexueller Orientierung besondere Rechte, mit denen sie die Gleichbehandlung mit anderen Arbeitnehmer:innen durchsetzen können.
Better safe than sorry
So setzt du deine Rechte durch
Falls dein Arbeitgeber sich nicht an vertragliche oder gesetzliche Regelungen hält, musst du in der Regel selbst aktiv werden, um deine Rechte durchzusetzen. Je nach Größe des Unternehmens hast du dafür verschiedene Möglichkeiten. In größeren Unternehmen oder bestimmten Branchen kannst du dich beispielsweise an die Interessenvertretungen der Arbeitnehmerschaft wenden.
Zuerst solltest du deinen Arbeitgeber schriftlich auffordern, deine Ansprüche zu erfüllen. Gibt es einen Betriebsrat, kannst du ihn um Unterstützung bitten. Es gehört zu seinen Aufgaben, die Interessen der Arbeitnehmer:innen zu vertreten. Hilft das nicht, musst du den Rechtsweg beschreiten.
Um deine Rechte vor Gericht durchzusetzen, lässt du dich am besten von einem auf Arbeits- und Sozialrecht spezialisierten Rechtsanwalt vertreten. Wie teuer ein Anwalt ist, hängt ganz davon ab, in welchem Umfang der Anwalt tätig werden muss. Manchmal reicht schon ein offizielles Schreiben vom Anwalt aus, um den Arbeitgeber zum Einlenken zu bewegen.
Musst du Klage einreichen, führt dein Weg zum Arbeitsgericht. Die dreistufige Gerichtsbarkeit mit 112 Arbeitsgerichten, 18 Landesarbeitsgerichten und dem Bundesarbeitsgericht ist für Streitigkeiten zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgebern zum Arbeitsverhältnis zuständig.
Die Verfahren unterscheiden sich von denen anderer Gerichtsbarkeiten und sind in der Regel schneller zu Ende als Zivilprozesse, damit Arbeitnehmer:innen leichter zu ihrem Recht kommen. Im ersten Schritt findet ein zeitnaher Gütetermin zur vernünftigen Einigung zwischen beiden Parteien statt. Wird diese nicht erreicht, wird ein Urteil meist schon im anschließenden Kammertermin gefällt.
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Viele Arbeitnehmerrechte durch umfassende Schutzgesetze
Das Arbeits- und Sozialrecht ist in Deutschland ein komplexes Themengebiet – das ist gut für Arbeitnehmer:innen, die viele Rechte haben und einen umfangreichen Schutz genießen. Das Arbeitsrecht regelt die Beziehungen zwischen den Vertragsparteien im Arbeitsvertrag sowie deren Interessenvertretungen. Das öffentlich-rechtliche Sozialrecht sichert die sozialen Risiken aller Bürger:innen in Deutschland. Wesentlicher Bestandteil ist die Sozialversicherung, deren Leistungen Arbeitnehmer:innen im Falle von Krankheit, Arbeitslosigkeit, Erwerbsunfähigkeit oder im Alter in Anspruch nehmen können.